Kategorien
Die zehn Gebote - Weisungen zum Leben

Die Geschichte vom goldenen Kalb

Wir modernen Menschen denken uns: Wie kann man nur auf die Idee kommen, das Bild oder die Statue von einem Kalb anzubeten?

Nun, das ist eine Modefrage, ehrlich gesagt.

Um die Sache zu verstehen, muss man wissen, dass zurzeit des AT die Verehrung von Göttern in Form von Stierbildern sehr angesagt war.

Und, Hand aufs Herz: Wie oft hast du dir schon gedacht, Gott müsste so sein, wie du ihn gerne hättest?

Siehst du, es ist für uns Menschen gar nicht so einfach zu akzeptieren, dass Gott eigentlich unerklärlich ist.

Aber, vielleicht erzähle ich dir die Sache von Anfang an.

Nachdem Gott die zehn Gebote den Israeliten persönlich verkündet hatte (die einzige Stelle in der Bibel, in der Gott direkt zum ganzen Volk spricht), schickten die Israeliten wieder Mose vor: „Sprich du mit Gott, wir fürchten uns!“

So ging Mose auf den Gottesberg, um von Gott das Kleingedruckte und genauere Regeln zu erhalten, wie die Israeliten miteinander umgehen sollten.

Das dauerte.

Genauer gesagt: Es dauerte 40 Tage und 40 Nächte.

In der Zwischenzeit warteten die Israeliten am Gottesberg. Und irgendwann kamen ihnen seltsame Gedanken: Vielleicht ist dieser Mose da oben auf dem Berg … gestorben? Und da er ihre einzige Verbindung zu Gott zu sein schien, suchten sie einen Ersatz.

Überhaupt, dieser Gott, der sie da aus Ägypten herausgeführt hatte, dieser ICH-BIN-FÜR-EUCH, erschien ihnen fremd und fern.

Mit einem Gottesbild, so dachten sie, könnten sie gleich beide Probleme lösen: Dann würden sie wissen, wie sie mit Gott dran wären, und könnten wieder direkt mit Gott in Verbindung treten.

Und weil sie eben nicht besonders originell dachten, fiel ihnen als erstes ein Kalb ein. So als eine Art Kompromiss zwischen einem Stier und gar keinem Gottesbild.

In Gold, natürlich. Was denn sonst?

Aaron war zunächst noch etwas zögerlich, ließ sich dann aber ziemlich schnell breitschlagen für diese Sache und die Spendenbereitschaft bei den Leuten war groß.

Und offensichtlich war Aaron selbst ziemlich angetan von seinen Fähigkeiten im Herstellen von Goldkälbern.

Das Feedback war nämlich überraschend gut: „Das ist der Gott, der uns aus Ägypten herausgeführt hat!“ meinten alle.

Und so rief Aaron das Volk zur ultimativen Party auf: „Morgen feiern wir ein Fest für diesen Gott!“

Gesagt, getan. Langweilig war es jetzt nicht mehr.

Exakt zu dem Zeitpunkt kam Mose endlich vom Gottesberg zurück, beladen mit zwei steinernen Tafeln, vorne und hinten beschrieben.

Die Bibel erzählt, dass Mose hin und her gerissen war zwischen Traurigkeit und Wut. Und extrem eskalierte:

1. Er zerschmetterte die zwei steinernen Tafeln, kaum dass er am Fuß des Berges angekommen war.

2. Er fackelte das goldene Kalb ab und zermahlte es zu Staub. Den Staub streute er in Wasser und ließ das die Israeliten trinken.

3. Er ließ 3000 Menschen umbringen.

Danach tat es Mose leid. Er ging wieder auf den Gottesberg hinauf: „Nimm ihre Sünde von ihnen! Wenn nicht, dann streiche mich aus deinem Buch!“ bat Mose Gott.

„Ich streiche nur die aus meinem Buch, die sich versündigt haben,“ antwortete Gott.

Und dann schrieb Gott die steinernen Tafeln neu für Mose und die Israeliten.

Sehr oft hatte das Volk Israel Probleme: Andere Völker beherrschten und unterdrückten das Land, zerstörten Jerusalem und verschleppten große Teile der Bevölkerung.

Die Menschen dachten, dass das die Strafe Gottes für ihre Sünden oder für die ihrer Vorfahren sein müsse. Auch die Geschichte vom goldenen Kalb sollte erklären, warum es den Israeliten so schlecht ging.

Irgendwann kam das Volk Israel drauf, dass diese Erklärung für das Leid, das sie erlebten, nicht richtig ist.

Aber das ist eine andere Geschichte.