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Corona-Projekt 2020 Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade - Die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern

Eine wirklich große (und wichtige) Familie

Geschwister kann man sich nicht aussuchen. Man kann sich nicht aussuchen, ob man einen Bruder oder eine Schwester hat, man kann sich nicht aussuchen, ob sie älter sind oder jünger als man selbst, man kann sich nicht aussuchen, ob man viele Geschwister hat oder nicht, und man wohnt mit ihnen in der Regel zusammen.

In der Bibel gibt es viele Geschichten. Im alten Testament gibt es auch viele Geschichten um eine ganz wichtige Familie. Es ist die Familie von Abraham, Isaak und Jakob. Abraham war der Vater von Isaak, Isaak war der Vater von Jakob. Und unsere Geschichte beginnt mit Jakob und seiner großen Familie.

Du denkst vielleicht, das da auf dem Bild ist eine Kita. Weit gefehlt! Ich möchte dir Jakobs Familie vorstellen. Jakobs Familie war viel größer als das, was bei uns als Familie gilt. Die kleinen Kinder sind Jakobs Enkelkinder, die Frauen, die links sitzen, das sind Jakobs Schwiegertöchter und die zwei Frauen mit den gelben Gewändern, die rechts stehen – das sind zwei von Jakobs Frauen.

Lea ist die etwas kleinere Frau in der Mitte. Die Darstellerin war damals 48 Jahre alt, plusminus 5 Jahre.

Das sind Jakobs Söhne. Sie waren schon erwachsen und verheiratet, trotzdem lebten sie noch mit ihrem Vater Jakob zusammen. Die Frau auf dem Bild ist Lea. Sie war auch eine Frau von Jakob, seine wichtigste Frau derzeit. (Auf dem Bild müssten zehn Söhne Jakobs sein, einer fehlt gerade auf dem Bild. Ja, man verliert da schnell den Überblick, tut mir leid).

Und das ist Jakob, der Vater und Chef der Familie, der Sohn von Isaak und Enkelsohn von Abraham. Wenn du gut mitgezählt hast, dann hatte Jakob drei Frauen. Früher hatte er sogar vier, aber die Frau, die Jakob am meisten geliebt hatte, die war schon gestorben. Diese Frau hieß Rahel.

links Joseph, rechts Benjamin, in der Mitte Jakob

Von dieser Frau, Rahel, waren Jakob noch zwei weitere Söhne geblieben: Joseph und Benjamin, der Jüngste, der noch ein kleines Kind war. Und weil Joseph und Benjamin die Söhne von Rahel waren, deshalb liebte Jakob Joseph und Benjamin mehr als seine anderen zehn Söhne. Und so hatte Jakob dem Joseph und nur dem Joseph ein buntes Festgewand gekauft.

Du kannst dir denken, dass die anderen Söhne des Jakob damit nicht zufrieden waren. Denn Jakob bevorzugte Joseph und das ist nicht gerecht. Als die anderen Brüder Joseph deshalb zur Rede stellten, erzählte Joseph:

Damals wurde Getreide mit der Hand geerntet und dann zusammengebunden, damit man es besser transportieren kann. Die Bündel nennt man Garben.

„Ich hatte einen Traum. Wir waren auf dem Feld und haben das Getreide geerntet und es zu Garben zusammen gebunden . Da haben sich die Garben aufgerichtet und eure Garben verneigten sich vor meiner.“ „Was, wir sollen uns vor dir verneigen?“ rief einer der Brüder.

Und Joseph erzählte weiter: „Ich träumte noch einmal. Elf Sterne, die Sonne und der Mond verneigten sich vor mir.“

Du kannst dir denken, dass die anderen Brüder stinksauer waren. Am liebsten hätten sie Joseph verprügelt. Aber Lea, die wichtigste Frau von Jakob, trat dazwischen und sorgte für Ruhe.

Lea spürte, dass ihre Söhne und die Söhne der anderen Frauen, unzufrieden waren. Sie sprach eindringlich mit Jakob und warnte ihn, dass da nichts Gutes dabei herauskommen würde. Ob Jakob auf Lea hören wird?

(Die Fotos stammen allesamt mal wieder von Gabi Neubauer – vielen Dank! – und die Geschichte, die ich euch in den kommenden Tagen erzählen werde, die haben wir beim Kibiwe 2010 nachgespielt)

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Ein gutes Geschäft

Geschwister streiten. Ist es nicht so, Hand aufs Herz? Das heißt nicht, dass du deine Geschwister nicht magst. Natürlich geht ihr damit euren Eltern auf die Nerven (mancher Streit wird speziell für dieses Publikum vom Zaun gebrochen), aber es scheint irgendwie komplett normal zu sein.

In der Familie von Jakob aber ist der Streit zwischen Joseph und seinen Brüdern nicht normal. Der Vater Jakob bevorzugt Joseph – und dabei kommt nichts Gutes heraus. Aber hört und seht selbst!

Die Familie von Jakob lebt von ihren Schafe – und Ziegenherden. Wochenlang sind die ältesten zehn Söhne mit den Herden unterwegs auf der Suche nach Futterplätzen für die Tiere. An einem leeren Brunnen, in dem kein Wasser ist, haben die Brüder Rast gemacht.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Da sehen sie von weitem Joseph kommen. Sie erkennen ihn an seinem bunten Festgewand.

Ruben ist der Dritte von links

Simeon, einer der Brüder, ist besonders wütend auf Joseph. „Ich erinnere mich lebhaft an seine Träume!“ sagt Simeon. „Am liebsten würde ich Joseph umbringen. Dann sind wir ihn endlich los!“ Die anderen Brüder stimmen ihm zu.

Ruben, der älteste der Brüder, ist mit Simeon nicht einverstanden. Aber Ruben kann sich kaum gegen seine Brüder durchsetzen, deshalb schlägt er vor: „Werft Joseph in den leeren Brunnen!“ Und so passiert es.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Unser Vater Jakob hat mich geschickt, um nach euch zu sehen wie es euch geht“, sagt Joseph. „Uns geht es gut,“ sagt Simeon. „Aber wie geht es dir?“ Simeon schubst Joseph um. Die anderen Brüder lachen. „Oh, du hast dich schmutzig gemacht,“ ruft einer der Brüder. „Du solltest dringend ein Bad nehmen! Hier ist ein Brunnen, wie praktisch!“ Die Brüder ergreifen Joseph, ziehen ihm sein Gewand aus und werfen ihn in den Brunnen.

Danach setzen sich die Brüder hin und machen Brotzeit.

Plötzlich sehen die Brüder in der Ferne eine Karawane. Es sind Kaufleute aus Midian.

Juda ist der Dritte von links

„Wie wäre es, wenn wir Joseph diesen Kaufleuten als Sklaven verkaufen?“ schlägt Juda vor. „Das ist eine tolle Idee!“ sagt Simeon. „Du bist ein schlauer Kopf, Juda!“

Die Brüder holen Joseph aus dem Brunnen. Simeon preist Joseph den Kaufleuten an: „Wollt ihr einen Sklaven kaufen? Er ist intelligent, gut ernährt und hat noch alle Zähne und Finger!“ „Er ist noch recht jung,“ sagen die Kaufleute, „Wir bieten 15 Silberstücke!“ „Das ist zu wenig, wir fordern 25 Silberstücke!“ sagen die Brüder  „Wir geben euch 20 Silberstücke, mehr nicht, “ sagen die Kaufleute. Und so verkaufen die Brüder Joseph für 20 Silberstücke als Sklaven.

„Das könnt ihr nicht machen! Ich bin euer Bruder!“ ruft Joseph. „Halt den Mund, Sklaven haben nur zu reden, wenn sie gefragt werden!“ sagen die Kaufleute. Sie nehmen Joseph mit in ein fernes Land.

Juda denkt sich noch aus, was man dem Vater Jakob erzählen will. Die Brüder schlachten ein Tier aus der Herde und tränken das bunte Gewand von Joseph mit dem Blut des Tieres. Dann schicken sie das bunte Gewand zum Vater mit der Frage: „Ist das nicht das bunte Gewand deines Sohnes Joseph?“ Der Vater Jakob bricht in Tränen aus: „Ein wildes Tier hat meinen Sohn Joseph gefressen!“ Über das, was wirklich passiert ist, sagen die Brüder kein einziges Wort mehr.

(Drei Sachen: Alle Fotos, die nicht anderweitig gekennzeichnet sind, die sind von Gabi Neubauer. Die Fotos stammen von den Proben und vom Kibiwe selbst. Bei den Proben ist die Kleiderordnung nicht so streng, das sind die Fotos, wo man Jeans, Brillen und Turnschuhe sieht. Und dann, das habt ihr wohl auch schon gemerkt: Die Audios sind auch als Schrifttext zu lesen. Es gibt aber schriftliche Kommentare zusätzlich)

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Wer glaubt schon einem Sklaven?

Der neue Sklave und sein Herr Potifar

Im Hause des Beamten Potifar gibt es neuerdings einen neuen Sklaven. Entschuldigung, ich habe vergessen, zu erwähnen, wo Potifar wohnt: Er wohnt in Ägypten. Also, dort bei Potifar gab es einen neuen Sklaven. Das wäre nichts Besonderes, aber der neue Sklave hat sich schon in wenigen Wochen für Potifar praktisch unentbehrlich gemacht: Der neue Sklave ist geschickt und klug, er arbeitet viel und denkt mit. Potifar ist begeistert von ihm.

Ihr habt den neuen Sklaven natürlich sofort erkannt, oder?

Ja, es ist Joseph. Die Kaufleute aus Midian haben Joseph nach Ägypten gebracht und an Potifar verkauft.

Auch die Frau von Potifar schätzt Joseph sehr: „Er ist so fleißig und zuverlässig!“ sagt sie.

Hathor, Potifars Frau, Isis

Aber Hathor und Isis, ihre zwei Sklavinnen, haben Potifars Frau schon längst durchschaut: „Unsere Herrin, Potifars Frau, ist verknallt in Joseph!“ sagt Hathor. „Mensch, ist das peinlich!“

Potifar ist zu einem Fest beim Pharao, dem König und Herrscher über Ägypten, eingeladen. Natürlich zusammen mit seiner Frau. Aber die hat Kopfweh! Da kann sie natürlich nicht mitkommen. Potifar geht ohne seine Frau zum Fest.

Nachdem ihr Mann gegangen ist, ruft Potifars Frau Joseph herbei. „Was ist, Herrin?“ fragt Joseph. „Schenk mir Wein ein, setz dich zu mir und erzähle mir von deiner Familie,“ sagt sie. „Da gibt es nichts zu erzählen,“ antwortet Joseph.

„Du bist klug und fleißig, Joseph,“ sagt Potifars Frau, „und du bist schön und attraktiv. Ich will dich und ich will dich jetzt,“ sagt Potifars Frau.

„Mein Herr Potifar vertraut mir,“ antwortet Joseph. „Wie könnte ich ihm das antun?“

Potifars Frau hält ihn an seinem Gewand fest, doch Joseph reißt sich los und läuft davon. Potifars Frau bleibt zurück und hält nur noch einen Teil seines Gewandes in der Hand.

Und Potifars Frau rächt sich an Joseph. „Zu Hilfe, “ ruft sie, „Dieser neue Sklave, er wollte mir Gewalt antun!“

Die Sklavinnen eilen herbei und auch Potifar ist gerade wieder nach Hause zurückgekehrt. „Dieser Joseph, dem du vertraut hast, er wollte mir Gewalt antun!“ ruft die Frau. „Als ich um Hilfe rief, da ist er abgehauen, aber sein Gewand, das hat er da gelassen!“

„Potifar ließ die Wachen rufen und Joseph verhaften und ins Gefängnis werfen,“ erzählt Hathor. „Wer glaubt schon einem Sklaven? Schade um Joseph, ich habe ihn gemocht.“

Von Israel wurde Joseph nach Ägypten gebracht
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Joseph im Gefängnis

Joseph war im Gefängnis und blieb dort lange Zeit. Die Bibel erzählt leider nicht, wie er sich dort gefühlt hat. Vermutlich nicht besonders gut, oder?

Der Gefängniswärter

Der Gefängniswärter dagegen war absolut begeistert. Denn er entdeckte ziemlich schnell, dass Joseph zuverlässig und fleißig war.

Also ließ er jetzt den Joseph all die Arbeiten machen, die eigentlich er, der Gefängniswärter, hätte tun müssen: Den Gefangenen das Essen und Trinken austeilen, überall nach dem Rechten sehen, die Gefangenen beaufsichtigen und Vieles mehr.

„Dieser Joseph ist wirklich großartig“, sagte der Gefängniswärter. „Er macht die ganze Arbeit und ich kann mich gemütlich ausruhen.“

Joseph, der Bäcker und der Mundschenk

Eines Tages wurden zwei ganz besondere Gefangene ins Gefängnis geworfen: Der Bäcker und der Mundschenk des Pharaos persönlich! Beide standen im Verdacht, den Pharao betrogen zu haben.

Der Bäcker war für das Brot zuständig, das im Palast des Pharaos gegessen wurde, der Mundschenk musste für alle Getränke dort sorgen.

Die neuen Gefangenen waren natürlich sehr schlecht gelaunt und sie hatten noch dazu schlecht geschlafen: Beide hatten geträumt, aber sie wussten nicht, was die Träume bedeuten sollten.

„Gäbe es nur jemand, der unsere Träume deuten kann,“ seufzte der Mundschenk. „Träume deuten ist eine Sache Gottes,“ antwortete Joseph. „Erzählt mir eure Träume!“

Der Mundschenk traute sich als Erster: „In meinem Traum sah ich einen Weinstock heranwachsen, an dem drei wunderschöne Reben hingen. Ich hielt den Becher meines Herrn, des Pharaos, in der Hand und presste den Saft der Reben in diesen Becher, wo sie zu einem köstlichen Wein wurden. Den Becher gab ich meinem Herrn, dem Pharao.“

Joseph sagte: „Die drei Reben stehen für drei Tage. In drei Tagen wirst du wieder als Mundschenk dem Pharao dienen. Aber versprich mir, dass du dem Pharao von mir erzählst. Ich sitze hier unschuldig im Gefängnis und wurde aus meiner Heimat entführt.“

Der Bäcker hatte natürlich zugehört und hatte jetzt auch den Mut, seinen Traum zu erzählen: „Mein Traum geht anders. Ich trug drei Körbe mit feinstem Brot auf dem Kopf, aber Vögel kamen und fraßen das Brot aus dem obersten Korb!“

„Du willst die Deutung des Traumes nicht hören,“ sagte Joseph. „Doch,“, drängte der Bäcker. „Sag mir, was der Traum bedeutet.“ „In drei Tagen wird dich der Pharao zum Tod verurteilen,“ sagte Joseph mit leiser Stimme.

Der Gefägniswärter erzählt:

„Joseph hatte Recht. Drei Tage später feierte der Pharao seinen Geburtstag. Da sprach er den Mundschenk frei und setzte ihn wieder in sein Amt ein, den Bäcker verurteilte der Pharao zum Tod.

Der Mundschenk aber dachte nicht mehr an Joseph und so bleibt Joseph weiter im Gefängnis.

Gut für mich. Joseph macht die ganze Arbeit und ich muss nichts tun. Das kann meinetwegen ewig so weitergehen.“

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Die Träume des Pharaos

Die Ratgeber des Pharaos sind verzweifelt: Der Pharao, König über Ägypten, hat geträumt. Wenn der Pharao träumt, dann hat das Bedeutung für das ganze Land. Aber niemand kann die Träume des Pharao deuten!

Nun, da erinnert sich der Mundschenk endlich an Joseph. Nach zwei Jahren! Der Mundschenk erzählt dem Ratgeber, dem Hohenpriester von On: „Damals, als in die Ungnade unseres erhabenen Pharaos gefallen war, da war ein Mann im Gefängnis, der konnte Träume deuten. Er hieß Joseph.“ „Man soll diesen Joseph herbeischaffen!“ befiehlt der Hohepriester von On.

Joseph wird tatsächlich vor den Pharao gebracht. Davor hatte man ihm neue Kleider gegeben und ein Bad usw., damit er für den Pharao präsentabel sei.

„Du bist also dieser Joseph?“ fragte der Pharao. „Ich hatte einen Traum, eigentlich zwei, aber keiner konnte sie deuten.“ Der Pharao blickte dabei ziemlich sauer zum Hohenpriester hinüber. „Von dir aber,“ sagte der Pharao, „sagt man, du könntest Träume deuten.“ „Ich kann es nicht,“ sagte Joseph, „aber Gott kann es. Erzähle mir deinen Traum!“

Der Pharao erzählte: „In meinem Traum ging ich am Nil entlang, da sah ich sieben Kühe, wunderschön und gut genährt. Dann stiegen aus dem Nil sieben andere Kühe, hässlich und dürr. Die hässlichen Kühe fraßen die wunderschönen Kühe und blieben so dürr wie vorher.“

„Dann wachte ich auf,“ sagte der Pharao. Joseph antwortete: „Erzähl mir den zweiten Traum, Herr.“

Der Pharao erzählte: „In meinem Traum ging ich am Nil entlang, da sah ich sieben Ähren, voll und schön. Aber dann wuchsen sieben andere Ähren, leer und hässlich. Die hässlichen Ähren fraßen die schönen und blieben doch so leer wir vorher.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Josef sagte: „Dein Traum, Herr, ist ein und derselbe. Gott hat dir gezeigt, was er vorhat: Die sieben schönen Kühe und die sieben vollen Ähren stehen für sieben Jahre voll guter Ernte und Reichtum für Ägypten, die sieben dürren Kühe und die sieben hässlichen Ähren für sieben Jahre Hungersnot und Armut, die danach kommen werden. Zweimal hat Gott dir denselben Traum geschickt. Damit will er sagen, dass die Sache beschlossen ist.  Du, Herr, solltest einen zuverlässigen Mann einsetzen, der in den sieben Jahren der guten Ernte ein Fünftel der Ernte in ganz Ägypten einsammeln und lagern lässt.“

„Du hast weise gesprochen und meinen Traum gedeutet, Joseph. Wo finde ich nun einen Mann, der diese Aufgabe erfüllen kann?“ sagte der Pharao.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Ich denke, du bist dieser Mann,“ sagte der Pharao. „Ich ernennen dich zum Herrn über Ägypten. Jeder Mensch in Ägypten muss dir gehorchen, du bist nur mir persönlich, dem Pharao, unterstellt.“

Der Pharao steckte Joseph seinen eigenen Siegelring an den Finger und ließ ihn in königliche Gewänder kleiden. Er gab ihm einen neuen Namen, Zafenat-Paneach und der Hohepriester von On gab Joseph seine Tochter Asenat zur Frau. So wurde Joseph zum Herrn über Ägypten, der nur dem Pharao selbst gehorchen musste.

Na dann, damit ist die Geschichte zu Ende, oder etwa nicht? Fehlt da vielleicht irgendetwas?

Natürlich, da fehlt noch was in der Geschichte. Habt Geduld! Wir müssen erst mal die sieben guten Jahre abwarten. In unserer Zeit geht es mit der Geschichte am Montag weiter.

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Ein seltsames Wiedersehen

(Die Audios erzählen die Geschichte, man kann sie aber auch lesen)

Was hat noch gefehlt an der Geschichte von Joseph? Natürlich, irgendetwas mit den Brüdern von Joseph. Inzwischen ist es neun Jahre her, dass der Pharao Joseph zum Herrn über Ägypten gemacht hat.

Der Hausverwalter vor Josephs Palast

Der Hausverwalter von Joseph erzählt: „Was für eine Hitze! Seit über einem Jahr brennt die Sonne herab. Auf den Feldern wächst nichts mehr. Hätte Joseph, mein Gebieter, nicht in den sieben Jahren der guten Ernten und des Reichtums Vorratslager bauen und Getreide einsammeln lassen – wir müssten alle vor Hunger sterben. Den ganzen Tag kommen Menschen hierher, um Getreide einzukaufen. Da kommen schon wieder welche!“

Die kennt man doch …
Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Was wollt ihr?“ fragt der Hausverwalter. „Man hat uns gesagt, hier in Ägypten kann man Getreide einkaufen. Wir kommen aus Kanaan und wollen Getreide kaufen. Unsere Familie hungert und muss sterben, wenn wir hier nichts bekommen,“ antwortet Juda. „Ihr kommt aus Kanaan?“ fragt der Hausverwalter. „Das muss mein Herr selbst entscheiden.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Kniet nieder vor Zafenat Paneach, dem Herrn über Ägypten!“ ruft der Hausverwalter und die Brüder werfen sich vor dem Herrn über Ägypten nieder. Keiner von ihnen erkennt in ihm den Bruder wieder …

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

… aber Joseph hat seine Brüder sofort wiedererkannt. „Das sind Spione und Feinde Ägyptens!“ ruft er den Wachen zu. „Werft sie ins Gefängnis!“ „Wir sind keine Spione, wir sind Brüder,“ sagt Juda, aber Joseph lässt sich nicht beirren. Die Wachen und der Hausverwalter führen die Brüder ab.

„Das waren meine Brüder, die mich verraten und verkauft haben,“ sagt Joseph. „Die sollen im Gefängnis schmoren.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Der Hausverwalter kommt zurück: „Mein Herr, du bist doch sonst immer so freundlich zu allen Menschen, so kenne ich dich gar nicht!“ „Das sind Spione,“ sagt Joseph. „Aber vielleicht sind es doch nur einfache Menschen, die Getreide für ihre Frauen und Kinder, für ihren Vater und ihre Mutter kaufen wollen,“ antwortet der Hausverwalter. Joseph wird nachdenklich. Er denkt an die Kinder und Frauen und an seinen Vater Jakob. „Ein paar Tage im Gefängnis werden diesen zehn Männern nicht schaden,“ sagt Joseph. „Es waren elf Männer,“ korrigiert ihn der Hausverwalter.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Sie haben meinen Bruder Benjamin dabei!“ sagt Joseph leise zu sich. Und zum Hausverwalter sagt er: „Holt die Männer aus dem Gefängnis, ich will doch mit ihnen reden.“ Die Wachen und der Hausverwalter tun, was Joseph ihnen befohlen hat, holen die Brüder aus dem Gefängnis und bringen sie zu Joseph.

Als die  Brüder bei Joseph sind, spricht Joseph Benjamin an: „Du bist der Jüngste, nicht wahr? Wie geht es deinem Vater?“ „Es geht ihm gut,“ sagt Benjamin. „Und deine Brüder, sind sie freundlich zu dir?“ „Ja, Herr, sie passen auf mich auf,“ antwortet Benjamin. „Wir sind doch Brüder und Brüder müssen zusammenhalten, nicht wahr?“ „Ist das wirklich so?“ fragt Joseph zurück. Dann lädt er die Brüder zu sich in den Palast zum Essen ein.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Lass die Säcke dieser Leute randvoll mit Getreide füllen,“ befiehlt Joseph dem Hausverwalter. „In den Getreidesack des Jüngsten aber lege meinen silbernen Trinkbecher, heimlich, so dass es keiner sieht.“ Der Hausverwalter wundert sich. Was hat Joseph vor?

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Einer von euch ist ein Dieb!

Heute erzähle ich dir die Geschichte von Joseph zu Ende. Sie geht einfach am nächsten Tag weiter.

„Was für ein Abend und was für eine Nacht!“ erzählt Juda. „Zuerst wollte dieser Mann, dieser Herr über Ägypten, uns alle als Spione ins Gefängnis werfen lassen, dann hat er uns zu einem Festmahl eingeladen. Unserem Jüngsten, dem Benjamin, ließ er fünfmal so viel Essen auf den Teller legen als uns. Den scheint er irgendwie besonders zu mögen. Aber jetzt brechen wir auf nach Kanaan zu unserer Familie.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Die Brüder haben sich kaum auf den Weg gemacht, da kommt Joseph mit den Wachen und dem Hausverwalter aus dem Palast heraus. „Halt!“ ruft Joseph. „Einer von euch ist ein Dieb und hat meinen silbernen Trinkbecher gestohlen!“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Die Brüder werden gezwungen umzukehren und Joseph befiehlt den Wachen, alle Getreidesäcke zu durchsuchen. Und natürlich finden sie den silbernen Trinkbecher im Getreidesack von Benjamin.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Aha, der Jüngste ist also der Dieb,“ sagt Joseph. „Mein Urteil lautet: Er muss deshalb in Ägypten bleiben und mir als Sklave dienen. Ihr anderen seid unschuldig und könnt zu eurer Familie heimkehren.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Die Brüder sind sprachlos vor Entsetzen. Da tritt Juda vor und legt Benjamin die Hand auf die Schulter. „Wir lassen Benjamin nicht im Stich,“ sagt Juda. „Unser Vater Jakob hat zwei Lieblingssöhne: Einer ist nicht mehr am Leben und diesen hier, den Jüngsten, Benjamin. Es würde unserem Vater das Herz brechen, wenn wir ohne Benjamin heimkehren. Wenn du willst, Herr, dann nimm mich als Sklaven und lass Benjamin frei.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Jetzt treten alle Brüder vor und stellen sich schützend um Benjamin. „Du würdest deine Freiheit opfern für den Lieblingssohn deines Vaters?“ fragt Joseph Juda. Juda nickt, aber auch die anderen Brüder nicken. „Ihr alle würdet eure Freiheit opfern?“ fragt Joseph noch einmal. Wieder nicken die Brüder. „Lasst uns allein!“ sagt Joseph zu den Wachen und dem Hausverwalter. Die Wachen und der Hausverwalter gehen zurück in den Palast.

Joseph nimmt seine Kopfbedeckung ab. „Ich bin euer Bruder Joseph,“ sagt er. Die Brüder sind sprachlos. „Ihr hattet Böses im Sinn, aber Gott hatte Gutes im Sinn. Ihr habt mich verkauft, aber Gott hat mich nach Ägypten geschickt um unsere Familie vor dem Hungertod zu retten. Kehrt zurück zum Vater und sagt ihm: Dein Sohn Joseph lebt. Dann bringt die Familie hierher nach Ägypten. Ich werde für euch sorgen.“

„Wir sind doch Brüder und Brüder müssen zusammenhalten, nicht wahr?“ sagt Joseph.

(Manche Leute wissen, dass die Geschichte von Josephs Brüdern, die nach Ägypten reisen, in der Bibel etwas komplizierter ist. Sorry, dass es hier etwas vereinfacht wurde!)

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Wie man ein Loser wird

Das ist schon eine ziemlich harte Geschichte, die Geschichte von Joseph. Eigentlich war zunächst ganz lustig, als die Brüder den nervigen Joseph in den Brunnen warfen.

Aber als die Brüder den Joseph verkauft haben, da habt ihr sicher gedacht: „Das geht zu weit!“ und natürlich habt ihr Recht.

Vielleicht sollten wir mal überlegen, wer von den Brüdern der Schuldige ist.

Simeon

Ist Simeon der Schuldige, weil er Joseph töten wollte?

Simeon würde vermutlich sagen: „Ich habe das nicht ernst gemeint. Man redet halt so daher. Und Joseph ist eine Nervensäge, das steht fest.“

Ruben

Ist Ruben der Schuldige, weil er der Älteste war, und außerdem die Idee hatte, Joseph in den leeren Brunnen zu werfen?

Ruben würde vermutlich sagen: „Die anderen Brüder sind doch alle erwachsen. Ich bin doch nicht denen ihre Mama! Mein Vorschlag, Joseph in den Brunnen zu werfen, war nur gut gemeint.“

Juda

Ist Juda der Schuldige, weil es seine Idee war, Joseph an die Kaufleute aus Midian zu verkaufen?

Juda würde vermutlich sagen: „Wenn ich nicht auf diese Idee gekommen wäre, dann hätte Simeon Joseph umgebracht. Das wollte ich verhindern.“

Der Vater Jakob

Ist der Vater Jakob der Schuldige, weil er Joseph besser behandelte als die anderen erwachsenen Söhne und ihm das bunte Festgewand gekauft hat?

Jakob würde vermutlich sagen: „Es ist mein Geld und ich kann damit machen, was ich will. Und ich habe alle meine Söhne gut behandelt. Es geht niemanden etwas an, dass mir Joseph und der kleine Benjamin besonders am Herzen liegen.“

Issachar und Levi

Oder sind die beiden Brüder Issachar und Levi die Schuldigen, immerhin haben sie Joseph in den Brunnen geworfen?

Issachar und Levi würden vermutlich sagen: „Wir haben nur das getan, was die anderen Brüder von uns wollten. Wenn wir zwei Joseph nicht in den Brunnen geworfen hätten, dann hätten es die anderen getan.“

Ruben, Dan, Juda, Gad, Naftali, Ascher, Issachar, Levi, Simeon, Sebulon

Die anderen fünf Brüder sagen vermutlich: „Wir haben gar nichts gemacht.“

Sind sie also unschuldig?

Quelle: Pixabay

Wenn alle auf einen losgehen, dann sind alle schuld, egal, was sie genau gemacht haben. Dann sind sogar die schuld, die nur zugeschaut und gar nichts gemacht haben.

Dafür gibt es sogar ein Fachwort: Mobbing. Du hast bestimmt schon mal davon gehört.

Wie in unserer Geschichte gibt es immer welche, die anheizen, und ganz viele, die nur zuschauen und die Sache lustig finden.

Ist das cool? Die Bibel sieht das anders.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Die Bibel erzählt: Ohne Joseph können die Brüder und die Familie nicht überleben.

Wer mobbt, der ist ein Loser.

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Träumst du?

Hattest du schon einmal einen Traum? Bestimmt. Alle Menschen träumen im Schlaf. Das wissen die Wissenschaftler, weil sie es untersucht haben. Sie haben herausgefunden, dass unser Gehirn auch im Schlaf aktiv ist. Wenn wir aufwachen, dann können wir uns sehr oft nicht daran erinnern, was wir geträumt haben. Manchmal eben schon.

Ist alles wahr, was in Träumen passiert? Ja und Nein. Die Zukunft wird uns nicht in Träumen offenbart. Es gibt Träume, da ist es gut, dass sie nicht wahr sind und nicht wahr werden. Aber Träume lügen nicht, wenn es um unsere Gefühle geht. Sie sagen uns, wovor wir Angst haben oder was uns wichtig ist.

Zu vergessen, was man geträumt hat, das ist nicht schlimm. Das Gehirn hat in der Nacht schwer gearbeitet. All das, was man erlebt hat, hat es dann aufgearbeitet, und man startet frisch in den neuen Tag.

Was aber stimmt: Viele gute Ideen entstanden, weil Menschen ausgiebig geschlafen und geträumt haben. Träume ordnen unsere Gedanken und bringen uns auf neue gute Ideen.

In unserer Geschichte spürte Joseph von Anfang an, dass er was Besonderes ist. Keine gute Idee war es, dass Joseph mit seinen Träumen vor seinen Brüdern angab. Die haben ihn natürlich ausgelacht und sich auch darüber aufgeregt. Kein Wunder!

Träume sind etwas ganz Privates, die man nicht jedem erzählen soll. Ich hoffe aber, du hast jemanden, der dir voller Verständnis zuhört, wenn du einen deiner Träume erzählen willst.

Jemand, der verständnisvoll zuhört, und hilft zu verstehen, was so ein Traum bedeutet, so jemand brauchten der Mundschenk und der Bäcker im Gefängnis. Joseph half ihnen ihre Träume zu verstehen.

Ich denke, der Mundschenk spürte, dass es für ihn gut ausgehen würde. Der Bäcker dagegen spürte, dass es für ihn kein gutes Ende nehmen würde.

Auch der Pharao stand seinen Träumen hilflos gegenüber. Er wusste, dass sie wichtig sind. Irgendetwas Schlimmes stand bevor und er spürte: Ich muss etwas ändern, irgendetwas läuft gerade furchtbar schief. Natürlich wagte damals niemand, den Pharao wegen seiner Träume auszulachen. Aber die Leute am Hof des Pharaos waren wohl zu sehr in ihren normalen Tagesabläufen und Ideen gefangen. Für etwas Neues, für eine gewaltige Änderung, dafür waren sie nicht bereit.

Joseph kam und verstand, was die Träume bedeuteten: Das ganze Land muss Vorräte anlegen. Alle müssen sparen und ihr Verhalten ändern.

Die Träume des Pharaos waren der Auslöser für die neue Idee: „Alle zusammen können wir durch kluge Politik dafür sorgen, dass wir auch in schlechten Jahren genug zum Essen haben.“

Träumen allein hilft gar nichts. Aber die besten Ideen kommen, wenn man eine gute Mütze voll Schlaf hat.

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Man kann es nur vom Himmel sehn

Hast du dich eigentlich gefragt, warum Joseph dem Benjamin den silbernen Trinkbecher heimlich in den Getreidesack legen ließ?

Wollte er Benjamin einen üblen Streich spielen?

Als Joseph das erste Mal seine Brüder wiedersah, da war er wütend. Er ließ sie ins Gefängnis werfen. Das kann man verstehen, oder? Endlich hatte er Gelegenheit, sich für all das zu rächen, was ihm passiert war.

Aber dann musste er erkennen: Seine Rache würde bedeuten, dass seine Familie an Hunger sterben würde. Deshalb gab er den Brüdern die Freiheit zurück und ließ ihre Säcke mit Getreide füllen.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Aber eine gemeinsame Zukunft mit seinen Brüdern konnte es nur geben, wenn sie sich verändert hatten.

Und das war der Grund, dass er Benjamin den silbernen Trinkbecher in den Getreidesack legen ließ. Benjamin war ja auch der Lieblingssohn des Vaters Jakob. Würden die Brüder diesmal trotzdem zusammenhalten?

Sreenshot aus dem Video von Harald Renz

Das haben sie, wie ihr wisst. Sie haben zusammengehalten gegen diesen mächtigen und unheimlichen Herrn über Ägypten. Zusammen waren sie stark. Eine Gruppe, in der nicht gemobbt wird und alle für den anderen einstehen, ist unheimlich stark.

Joseph ist froh, Teil einer solch starken Gemeinschaft zu sein. Und so rettet er seine Familie.

Wenn du zum Kibiwe kommst, dann wirst du hinten an der Empore diesen Teppich sehen. Alle Menschen beim Kibiwe damals haben zwei Quadrate beschriftet. Auf die hellen, warmen Quadrate haben sie schöne Dinge geschrieben, die ihnen im Leben passiert sind, auf die blauen, kalten Quadrate Dinge, die schlimm waren.

Aus der Nähe betrachtet schaut der Teppich ziemlich chaotisch aus.

Joseph erlebte auch schlimme Dinge und schöne Dinge. Wahrscheinlich hat er ganz oft die Welt nicht mehr verstanden.

Die Geschichte von Joseph sagt uns: Vieles, was im Leben passiert, verstehen wir nicht. Aber vom Himmel aus, von Gott aus, macht es Sinn.

Manchmal gibt es Momente, dann sehen wir auch, einen kurzen Augenblick, das wunderschöne Muster unseres Lebens, so wie Gott es sehen kann.