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Eine Geschichte vom Sehen können

Weißt du eigentlich, was Blindheit bedeutet?

Genau, es bedeutet, dass man nichts sieht.

Wie das genau ist, das kann man sich nur ganz schwer vorstellen.

Du kannst ja mal kurz einfach die Augen schließen.

Um dich herum ist es hell, aber für dich ist es jetzt dunkel.

Du kannst keine Farben erkennen.

Wenn du wissen möchtest, was direkt vor dir ist, dann musst du deine Hände benützen.

Mit ihnen kannst du ertasten, was um dich herum ist.

Unordnung ist gar nicht gut für blinde Menschen. Fotoquelle: Pixabay

Wenn du jetzt aufstehen und herumgehen willst, dann musst du das langsam tun.

Mit deinen Füßen und mit deinen Händen musst du erfühlen, ob du gerade gegen ein Hindernis läufst.

Fotoquelle: Pixabay

Auf der Straße wirst du das bestimmt nicht ausprobieren.

Das ist viel zu gefährlich.

Sicher kannst du dich nur in einer Umgebung bewegen, die du kennst.

Fotoquelle: Pixabay

Weißt du, was das Tolle an unseren Augen ist?

Hast du schon einmal nachts in den Himmel geschaut?

Die Sterne sind weit, weit weg.

Du kannst sie nicht berühren.

Aber obwohl sie so weit weg sind, können deine Augen sie sehen.

Deine Augen können Dinge entdecken, die ganz weit weg sind.

Schau doch einmal ganz bewusst aus dem Fenster.

Was kannst du alles sehen, weil du Augen hast?

Heutzutage gibt es viele Hilfsmittel für blinde Menschen:

Mit einem Blindenstock kann man ertasten, ob vor einem ein Hindernis liegt.

Blindenhunde haben gelernt, für blinde Menschen zu sehen.

Ampeln machen Geräusche und helfen so blinden Fußgängern zu erkennen, wann die Ampel auf Rot oder auf Grün ist.

Es gibt auch eine Schrift, die blinde Leute lesen können und Vieles mehr.

Zur Zeit Jesu im Land Israel war das ganz anders.

Damals gab es keine Hilfsmittel für blinde Menschen.

Für blinde Menschen gab es keine Arbeit.

Vielen von ihnen blieb nichts anderes übrig, als zu betteln.

Möchtest du ein Bettler sein?

Das ist Bartimäus.

Bartimäus wohnt in der Stadt Jericho.

Jeden Tag geht er mit langsamen und vorsichtigen Schritten zur Hauptstraße von Jericho.

Dort setzt er sich an den Straßenrand und stellt eine Schale vor sich auf den Boden.

Er hüllt sich in seinen Mantel und sitzt da, stundenlang.

Er wartet darauf, dass ihm die Menschen Geld oder etwas zum Essen in seine Schale legen.

Bartimäus ist ein Bettler.

Bartimäus ist blind.

Bartimäus hört, was die Menschen sagen, die jeden Tag an ihm vorbei gehen.

Sie reden von ihrer Arbeit und ihren Sorgen und davon, dass er, der Blinde, nur ein nutzloser Bettler ist.

Sie reden von Dingen, die Bartimäus nicht kennt:

Der Sonne, dem Himmel, den Früchten an den Bäumen, von fremden Städten in der weiten Ferne.

Eines Tages reden die Menschen davon, dass Jesus in die Stadt kommen wird.

Die Menschen sagen: „Jesus heilt Menschen! Gott hilft ihm!“

Bartimäus hört aufmerksam zu, wenn die Menschen von Jesus sprechen.

Bartimäus will diesem Jesus begegnen.

Dann hört er, wie die Menschen rufen: „Schaut mal, da ist Jesus!“

Irgendwo in Jericho ist Jesus.

Aber Bartimäus kann ihn nicht sehen.

Bartimäus ist blind.

Was kann Bartimäus tun, damit Jesus nicht einfach vorbeigeht?

Bartimäus ruft laut: „Jesus, hilf mir!

Bartimäus hört Menschen, die zu ihm sagen:

„Sei still! Schrei nicht so laut!“

Was tut Bartimäus?

Bartimäus schreit noch viel lauter: „Jesus, hilf mir!

Jesus hört Bartimäus.

Er sagt: „Da ruft mich jemand. Holt ihn her!“

Die Menschen sagen zu Bartimäus:

„Jesus ruft dich!“

Da steht Bartimäus auf.

Er wirft den Mantel ab.

Er geht vorsichtig und langsam los.

Er geht auf Jesus zu.

Jesus fragt Bartimäus: „Was willst du von mir?“

Bartimäus sagt: „Jesus, ich möchte sehen können!“

Jesus sagt: „Dein Vertrauen auf Gott heilt dich, Bartimäus.“

Bartimäus kann sehen.

Er sieht die Sonne, den Himmel, die Bäume und die Menschen.

Bartimäus sieht Jesus.

Bartimäus muss nicht mehr betteln.

Die ganze Welt steht ihm offen.

Aber Bartimäus weiß, was er jetzt sein will:

Er ist ein Jünger Jesu und folgt Jesus nach.