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Ein Mensch in größter Not

Darf man sich bei Gott beklagen?

Die Bibel sagt: Ja. Wenn Gott für alles verantwortlich ist, so der Glaube der Bibel, dann ist er die erste Adresse für Klagen aller Art.

Und tatsächlich: Im AT gibt es eine große Anzahl von Gebeten, in denen sich jemand ziemlich drastisch bei Gott beklagt.

Eines dieser Gebete ist der Psalm 22. Psalm heißt auf Deutsch übrigens „Lied“. In der Bibel ist ein Psalm immer ein Gebet.

Der Psalm 22 ist über 2500 Jahre alt.

Der Beter, also derjenige, der diesen Psalm geschrieben hat, verwendet ganz oft bildhafte Sprache. Zum Beispiel verwendet er Tiervergleiche, wenn er von sich oder anderen Menschen spricht.

Was demjenigen damals passiert ist, das weiß heute leider niemand mehr.

Es muss wohl ziemlich heftig gewesen sein, aber höre und lies selbst.

(Meine Freundin Elke liest euch den Psalm Stück für Stück vor und ich habe mir dazu ein paar Gedanken überlegt).

Fotoquelle: pixabay

Hier scheint wohl jemand in der Anrufwarteschlange zu Gott zu sein.

Aufgegeben hat er noch nicht.

Selbst nachts wählt er, modern gesprochen, ständig die Nummer von Gott, der aber nicht ans Handy geht.

Der Beter erinnert sich an die Befreiung der Israeliten aus Ägypten.

Damals war Gott doch auch erreichbar, oder?

Fotoquelle: pixabay

Oh oh, das hört sich echt schlimm an, so wie bei Hiob.

Offensichtlich geht es dem Menschen nicht nur sehr schlecht, er wird auch noch von anderen Menschen ausgelacht.

Ist er in einem Zoo mit Stieren, Büffeln und Löwen?

Nein, er verwendet wieder bildhafte Sprache: Die Menschen um ihn herum greifen ihn an und er vergleicht sie mit angriffslustigen Tieren wie Stieren, Büffeln oder Löwen.

Nichts gibt ihm mehr Halt.

Das beschreibt, wie kraftlos er sich fühlt.

Schon wieder denkt er, dass Tiere ihn angreifen. Auch das ist bildhafte Sprache für Menschen, die ihn einsperren und die Freiheit nehmen.

(Ich habe ein Bild aus der Geschichte von Joseph und seinen Brüdern gewählt. Dem Joseph ging es in dem Moment vermutlich auch so wie dem Beter dieses Psalms).

Fotoquelle: pixabay; Original etwas verkleinert

Weißt du, was Privatsphäre ist?

Für unseren Beter gilt die auf alle Fälle nicht mehr.

Seine Gegner scheinen jetzt so etwas wie einen Röntgenblick zu haben und können sogar seine Knochen sehen.

Seine Gegner haben ihm alles weggenommen, sogar seine Kleidung.

Der Beter muss zusehen, wie die Gegner untereinander seinen Besitz verteilen.

Voll Vertrauen wendet sich der Beter an Gott.

Bestimmt hast du beim Lesen dieses Psalms an Hiob denken müssen.

Vielleicht hast du bei dem einen oder anderen Satz an Menschen in unserer Zeit gedacht, denen es nicht gut geht.

Vielleicht hast du dich sogar selber schon einmal so gefühlt.

Die frühen Christen haben, als sie diesen Psalm gelesen haben, an Jesus gedacht.

In den nächsten Tagen erzähle ich dir die Geschichte von Jesu Tod am Kreuz, an die wir uns jedes Jahr besonders erinnern, wenn wir Ostern feiern.