Vorgeschichte
Die Geschichte von Jakob und seinen zwölf Söhnen kennst du und auch wie es mit seinen zwölf Söhnen weiterging.
Joseph, den sie in den Brunnen geworfen hatten, stieg in Ägypten von einem einfachen Sklaven zum Herrn über Ägypten auf, der nicht nur ganz Ägypten, sondern auch seine Familie vor dem Hungertod rettete.
Die Bibel erzählt, dass die ganze Familie samt ihren Herden nach Ägypten auswanderte und sich dort niederlassen durfte.
Mehrere Jahrhunderte gingen ins Land. Die Bibel schweigt sich darüber aus, was in dieser Zeit passiert ist.
Die Geschichte, die ich dir ab heute erzähle, beginnt in Ägypten mit den Nachfahren der zwölf Söhne Jakobs. Manchen von euch wird sie bekannt vorkommen: Es ist die Geschichte vom Kibiwe 2019.
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, stammen von Gabi Neubauer. Vielen Dank!
Auf der Baustelle
Kannst du erkennen, was hier auf diesem Bild passiert?
Wenn du denkst: „Das ist eine Baustelle!“, dann liegst du richtig. Hier werden Lehmziegel hergestellt.
Vielleicht siehst du auch, dass die Menschen auf diesem Bild unterschiedlich angezogen sind: Sechs Menschen tragen braune Gewänder, einer aber ist weiß und hellblau gekleidet … Das ist doch ein Ägypter, oder?
Stimmt. Und die anderen sind dann … genau: Das sind die Nachfahren der zwölf Söhne Jakobs.
In Ägypten sind sie zu einem großen Volk geworden und werden Israeliten oder Hebräer genannt.
Es läuft nicht so gut für die Israeliten, wie man auf diesem Bild sieht.
Die Bibel erzählt uns, dass die Israeliten in Ägypten zu Sklaven gemacht wurden. Sie mussten für den Pharao, den König von Ägypten, Ziegel aus Lehm herstellen und Städte bauen.
Und der Ägypter auf dem Bild, das ist der Aufseher, der die Israeliten zur Arbeit antreibt: „Schneller, ihr hebräischen Faulpelze!“ ruft er.
Ahira ist wütend, aber Aaron geht dazwischen: „Wir werden uns bemühen, Herr!“ sagt er. Aaron weiß: Wenn die Israeliten sich gegen die Ägypter auflehnen, dann wird es nur schlimmer werden.
Jetzt kommt der Sohn des Pharaos zur Baustelle. Er überprüft im Namen seines Vaters, des Königs über Ägypten, wie gut die Bauarbeiten laufen.
Der Aufseher verbeugt sich vor dem Sohn des Pharaos und versichert: „Wir werden noch strenger gegen die hebräischen Sklaven vorgehen. Wenn du das nächste Mal kommst, dann werden wir mit dem Bau der Städte fertig sein.“
Im Palast
Im Palast des Pharao trifft der Sohn des Pharao seine Mutter Isisnofret. Die Mutter ist stolz auf ihren Sohn, doch dann …
… ruft sie noch einen anderen jungen Mann herbei und begrüßt auch ihn: „Komm her, Mose! Geht es dir gut, mein Sohn? Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass du zu mir in den Palast gezogen bist!“
„Mose ist ein Hebräer, man hat ihn in einem Korb im Nil gefunden, er stammt von einem Sklavenvolk ab!“ tuscheln die Hofdamen.
„Er ist ein Ägypter, weil ich seine Mutter bin!“ sagt Isisnofret, dann winkt sie ihren Hofdamen und geht mit ihnen weg.
Die jungen Ägypter üben sich im Bogenschießen, während Mose nachdenkt. „He, Mose, willst du es nicht auch mal versuchen?“ fragt Rehema.
Und Sinuhe sagt: „Was geht in deinem Kopf vor, Mose?“
„Ich denke über die Götter nach,“ sagt Mose. „Wozu gibt es die Götter?“
Rehema sagt: „Wir opfern den Göttern und die Götter machen uns Ägypter reich und mächtig!“
„Sollten die Götter nicht für Gerechtigkeit sorgen? Sollten sie nicht dafür sorgen, dass alle Menschen frei sind?“ fragt Mose.
„Ich weiß schon, warum du das fragst, Mose. Deine Leute, diese Hebräer, sind Sklaven. Sie sind nicht stark und haben keine starken Götter wie wir Ägypter!“ sagt Sinuhe.
Als Mose gegangen ist, sagt Rehema: „Mose mag mit uns im Palast aufgewachsen sein, aber er ist kein Ägypter.“
In einer Hütte der Hebräer
Was ist das? Mose ist zu Besuch bei einer hebräischen Frau und ihrer Tochter!
Jochebed begrüßt Mose: „Mein Sohn! Schön, dass du uns besuchst!“
Er scheint dort öfters zu sein, auch die Nachbarskinder kennen ihn. Aber heute haben sie etwas Neues erfahren:
Yael fragt: „Was haben wir da gehört? Mose ist dein Sohn?“ „Das ist eine lange Geschichte,“ sagt Jochebed. Hanna sagt: „Erzähl sie uns!“
Jochebed erzählt:
„Damals lebte ein finsterer Pharao.
Wir Hebräer lebten schon lange in Eintracht mit unseren ägyptischen Nachbarn, doch der Pharao hatte Angst vor uns.
Er sagte: Die Hebräer sind unsere Feinde! Deshalb machte er uns zu Sklaven und unsere Männer mussten für ihn Städte bauen.
Außerdem befahl er, alle hebräischen Jungen, die geboren wurden, gleich nach der Geburt zu töten.“
Jochebed erzählt:
„Ich war mit Mose schwanger und als er geboren wurde, versteckte ich ihn drei Monate lang in meiner Hütte. Mirijam half mir dabei.
Aber dann wurde es zu gefährlich und wir konnten ihn nicht mehr beschützen.
Da nahm ich einen Korb, dichtete ihn mit Teer ab, legte meinen Sohn hinein, deckte den Korb zu, ging zum Nil hinab und setzte ihn dort im Fluss aus.“
Mirijam erzählt:
„Ich fühlte mich so hilflos und konnte es nicht ertragen, dass mein Bruder im Nil ausgesetzt wurde.
Mutter ging zur Hütte zurück, ich aber blieb dort am Nil.
Da kam die ägyptische Prinzessin mit ihren Hofdamen und ich versteckte mich im Schilf.
Die Prinzessin sah den Korb im Nil schwimmen und befahl ihren Hofdamen: Holt mir diesen Korb aus dem Fluss!“
Mirijam erzählt:
„Sie staunte nicht schlecht, als sie das Baby in dem Korb sah.
Die Hofdamen erkannten, dass es ein hebräisches Kind war, aber die Prinzessin rief: Das ist mein Baby! Ich will es behalten und niemand darf es töten.
Da sprang ich aus dem Schilf und sagte zu der Prinzessin: Gebieterin, brauchst du eine Amme für dieses Baby, die es stillen und großziehen kann?“
Mirijam erzählt:
„Ich holte schnell Mutter aus der Hütte und stellte sie der Prinzessin vor.
Die Prinzessin sagte zu unserer Mutter: Ich bin froh, wenn du für dieses Baby sorgst. Wenn er drei Jahre alt ist, dann soll er zu mir in den Palast ziehen, denn er ist mein Sohn.
Ich gebe ihm den Namen Mose, denn aus dem Nil habe ich ihn gezogen.“
Hanna und Yael hat die Geschichte gefallen.
Sie fragen: „Wer bist du, Mose? Bist du ein Ägypter oder ein Israelit?“
Ahira, der Vater von Yael und Hanna, kommt.
„Ah, der Ägypter mischt sich mal wieder unter das Volk,“ sagt er zu Mose.
Dann geht er mit seinen Töchtern nach Hause.
Aaron ist auch von der Arbeit an der Baustelle nach Hause gekommen. Er ist der Bruder von Mirijam und, wie wir jetzt wissen, der Bruder von Mose.
Mose fragt ihn: „Glaubst du an die Götter, Aaron?“
Aaron ist müde von der Arbeit, aber Mirijam gibt Mose eine Antwort:
„Wir glauben nicht an Götter, Mose. Wir glauben an einen einzigen Gott, den Gott unserer Väter Abraham, Isaak und Jakob. Er hat sich unseren Vätern offenbart und ihnen versprochen uns zu beschützen.“
„Tut er das auch jetzt, dieser Familiengott, oder ist er nur zu schwach um euch zu beschützen?“ fragt Mose.
„Er beschützt uns, Mose, denn du bist ein Hebräer, vergiss das nicht. Er wird uns retten, unser Gott, ich glaube fest daran,“ sagt Mirijam.