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4. Station: Kreuzigung

Dieses Kreuz wird das „Kreuz von San Damiano“ genannt, weil es mal in einer Kirche hing, die dem heiligen Damian geweiht war.

Wir in Neufahrn haben natürlich nur eine Kopie vom Originalkreuz. Aber trotzdem – Schau es dir genau an!

Es zeigt dir, wie viele Kreuze auf dieser Welt, Jesus. Seine Hände und Füße kann er nicht mehr bewegen. Er kann nichts mehr tun. Oft fühlen sich Menschen, vielleicht auch du, so machtlos wie Jesus am Kreuz.

Die Bibel erzählt, dass ein Soldat mit einer Lanze dem toten Jesus in die rechte Seite gestochen hat. Der Maler zeigt dir diese Wunde mit ein wenig Blut an. Jesus ist wirklich gestorben und war wirklich tot. Er war ein ganzer Mensch so wie du und ich und hat unser Leben von Anfang bis Ende geteilt.

Aber es sind noch mehr Figuren auf diesem Kreuz dargestellt, das ist dir sicher schon aufgefallen. Es sollen insgesamt 33 sein! Du darfst das gerne nachzählen.

Auf der linken Seite, von dir aus gesehen, stehen zwei große Figuren unter dem Kreuz. Sie zeigen dir Maria, die Mutter Jesu, und seinen Jünger Johannes.

Ihre Namen stehen übrigens jeweils unter ihrer Figur.

Auf der rechten Seite, von dir aus gesehen, stehen drei große Figuren unter dem Kreuz. Sie zeigen dir die Jüngerin Maria Magdalena, noch einmal eine Jüngerin Jesu, nämlich Maria, die Mutter des Jüngers Jakob, und den römischen Hauptmann, der den Befehl über die römischen Soldaten hatte, die Jesus gekreuzigt haben.

Ihre Namen stehen auch unter ihren Figuren, aber sie sind nicht ganz so einfach zu lesen. Unter dem Hauptmann steht „Centuriu“, das ist das lateinische Wort für Hauptmann. (In der lateinischen Schrift hier wird für das „U“ derselbe Buchstabe verwendet wie für das „V“).

Über der linken Schulter des Hauptmanns sieht man ein kleines Gesicht und über dem Gesicht noch einmal drei Halbkreise. Der Evangelist Johannes erzählt, dass Jesus den Sohn eines römischen Beamten von einer schweren Krankheit geheilt hat, und die Legende sagt, dieser Beamte sei der gleiche Hauptmann gewesen, der Jesus auf Befehl von Pontius Pilatus gekreuzigt hat. Das kleine Gesicht stellt diesen Sohn dar, die drei kleinen Halbkreise stehen für den Rest der Familie des Hauptmanns.

Ganz links und ganz rechts stehen unter dem Kreuz noch zwei andere Figuren. Die linke Figur, von dir aus gesehen, zeigt einen der römischen Soldaten, die Jesus gekreuzigt haben, nämlich genau den, der dem toten Jesus mit der Lanze in die Seite gestochen hat. Siehst du die Lanze, die er in der Hand hält? Die Legende sagt, dass er „Longinus“ geheißen haben soll. Man kann mit etwas Glück seinen Namen unter seiner Figur entziffern.

Die rechte Figur, von dir aus gesehen, zeigt einen der Menschen, die sich über den gekreuzigten Jesus lustig gemacht haben. Sie riefen: „Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Das soll ein König sein? Er soll vom Kreuz herabsteigen, dann glauben wir an ihn!“

Von deiner Seite aus rechts bei den Füßen Jesu kannst du einen Hahn entdecken. Ganz genau weiß man nicht mehr, was dieser Hahn bedeuten soll. Einige meinen, der Hahn würde an Petrus erinnern, der dreimal verleugnet hat, Jesus zu kennen und sein Jünger gewesen zu sein. Andere meinen, der Hahn wäre ein Zeichen dafür, dass man wachsam sein soll.

Ganz unten, unter den Füßen Jesu, waren früher mal insgesamt sechs Figuren abgebildet. Leider sind sie heute nicht mehr so leicht zu erkennen, das Kreuz wurde vor fast 1000 Jahren gemalt. Auch hier weiß man nicht mehr genau, wen diese Figuren darstellen sollen. Einige meinen, es wären Heilige, die in Umbrien, wo das Kreuz gemalt wurde, besonders gerne verehrt wurden. Andere meinen, diese sechs Figuren ständen für alle Menschen auf der ganzen Welt, also auch für dich und für mich.

Kannst du die Inschrift über dem Kreuz entziffern?

„IHS“: Das sind die ersten drei Buchstaben für den Namen Jesus in der griechischen Schrift.

„NAZARE“: Das ist Lateinisch und bedeutet: von Nazaret

„REX“: Das ist Lateinisch und bedeutet: König

„IVDEORV“: Das ist Lateinisch und bedeutet: der Juden

Eine Tafel mit dieser Inschrift hatte Pilatus über dem gekreuzigten Jesus anbringen lassen. Jeder, der Jesus am Kreuz sah, sollte wissen, warum Jesus gekreuzigt wurde. Die Menschen aber, die dieses Kreuz anschauen, will diese Inschrift fragen:

Ist Jesus für dich tatsächlich ein König? Ist er für dich der König der ganzen Welt? Und was für eine Art König ist dieser Jesus? Er ist ja nicht vom Kreuz herabgestiegen, sondern tatsächlich am Kreuz gestorben.

Engel wissen mehr, so sagt die Bibel, und sie fehlen nicht auf diesem Kreuz. Je zwei findest du links und rechts unter den Händen Jesu, in ein Gespräch vertieft. Die Engel sagen: Wir glauben, dass dieser Jesus tatsächlich ein König ist, der König der ganzen Welt. Er liebt alle Menschen: Seine Mutter Maria, Johannes, Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakob, und auch den römischen Hauptmann, der ihn gekreuzigt hat, und dessen Familie.

Er liebt den Soldaten Longinus mit seiner Lanze und die Menschen, die ihn, Jesus, ausgelacht haben. Er liebt Petrus, der ihn verleugnet hat, und er liebt auch dich und mich.

Er hat allen vergeben, er kann allen vergeben. Er hat alle Schuld auf sich genommen. So ist er König der ganzen Welt.

Aber – Ist dieser Jesus ein schwacher König?

Die Augen Jesu auf diesem Kreuz sind geöffnet. Die Geschichte Jesu endet nicht mit dem Kreuz.

Hinter den ausgebreiteten Armen Jesu hat der Maler ein schwarzes Rechteck gemalt. Es stellt das Grab Jesu dar.

Zwei Frauen kommen links und rechts zum Grab. Sie erfahren: Das Grab ist leer!

Jesus lebt! Er hat den Tod besiegt! Engel empfangen ihn im Himmel. Ganz oben siehst du eine Hand. Sie stellt Gott, den Vater, dar, der den auferstandenen Jesus begrüßt. Gott hat das letzte Wort. Gott sagt Ja zu Jesus, Gott sagt Ja zu allen Menschen auf dieser Welt.

In Jesus hat der Vater im Himmel uns seine große Liebe gezeigt. Deshalb ist Jesus für uns Gottes Sohn.

Jeden Tag passieren schreckliche Dinge, noch heute, auf dieser Welt.

Aber nicht die Gewalt hat das letzte Wort, sondern Gott. Er wird eines Tages alles gut machen.

Jesus hat auf Gott, seinen Vater, vertraut. Er lädt alle Menschen ein, so auf Gott zu vertrauen wie er.

gesungen für den Karfreitag 2020 von Manuela Dill