Kategorien
Gott - so fern und doch so nah

Das apostolische Glaubensbekenntnis

Die Kirche in Mintraching

Das Christentum hat nicht nur ein wesentlich längeres Glaubensbekenntnis als der Islam und das Judentum – es gibt im Christentum sogar mehrere Glaubensbekenntnisse!

Da gibt es das athanasische Glaubensbekenntnis, das altrömische Glaubensbekenntnis, und das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis.

Und dann gibt es das apostolische Glaubensbekenntnis, das sowohl in den evangelischen Kirchen als auch in der katholischen Kirche bei den Gottesdiensten von allen Gläubigen gemeinsam gesprochen wird.

Es ist also das bekannteste christliche Glaubensbekenntnis und bestimmt hast du es schon einmal gehört!

Dieses Glaubensbekenntnis will ich dir heute vorstellen.

Fotoquelle: wikipedia commons

Es heißt, die Apostel hätten es gemeinsam geschrieben und jeder der Zwölf hätte einen Satz dazu beigetragen, aber das ist nur eine Legende.

Die Geschichtswissenschaftler sind sich ziemlich sicher, dass es irgendwann so im 5. Jahrhundert in Gallien entstand.

Für ein christliches Glaubensbekenntnis ist das ziemlich jung, aber trotzdem: Es ist über 1500 Jahre alt!

Fotoquelle: Pixabay

So toll es ist, dass dieses Glaubensbekenntnis Christen auf der ganzen Welt verbindet, leicht verständlich ist es nicht für Menschen unserer Zeit.

Deshalb versuche ich es jetzt mit einer Erklärung und hoffe, dass sie dir hilft, dieses Glaubensbekenntnis besser zu verstehen.

Ich glaube an Gott,

Christen glauben wie Muslime und Juden an einen einzigen Gott.

den Vater,

Von Gott können wir nur in Bildern sprechen, weil Gott für unsere Augen nicht zu sehen ist.

Wenn Jesus von Gott gesprochen hat, dann hat er ihn „Vater“ genannt, und wir Christen haben das natürlich von ihm übernommen.

Gott liebt uns wie ein Vater, das will uns dieses Gottesbild sagen.

den Allmächtigen,

Ich habe als Symbol einen Computer gewählt.

Computer können wirklich wahnsinnig viel, aber sie können nicht alles.

Christen glauben, dass Gott wirklich alles kann. Es gibt für ihn keine Grenzen.

Das bedeutet „allmächtig“.

den Schöpfer des Himmels und der Erde,

Christen glauben, dass Gott der Ursprung aller Dinge ist und wirklich alles erschaffen hat.

Mit dem Himmel ist hier übrigens nicht das Universum gemeint, sondern der Ort, wo die Engel sind.

Ein Ort, der nicht Teil dieses Universums ist.

und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn,

Christen glauben, dass sie durch die Taufe Jesus ähnlich geworden sind und Söhne und Töchter Gottes so wie Jesus sind.

Das Glaubensbekenntnis nennt Jesus den „eingeborenen Sohn Gottes“. Er ist ein ganz spezieller Sohn Gottes.

Christen glauben, dass Jesus Gott ist so wie der Vater im Himmel auch Gott ist.

Wenn du willst, dann stelle es dir so vor: Der Vater im Himmel ist ein Bild von Gott, Jesus ist ein weiteres Bild von Gott.

unseren Herrn,

Bestimmt ist dir schon aufgefallen, dass sich der Religionsunterricht, sowohl bei den Katholischen als auch bei den Evangelischen, ziemlich oft um Jesus dreht.

Auch das Glaubensbekenntnis erzählt ziemlich viel von Jesus.

Hast du dich schon mal gefragt, warum Jesus für Christen so wichtig ist?

Der Grund ist:

Wenn Christen überlegen, was richtig oder falsch ist, dann fragen sie: „Was würde Jesus sagen? Was würde Jesus tun?“

Das ist damit gemeint, wenn das Glaubensbekenntnis sagt, Jesus ist der Herr.

Für Christen ist Jesus einfach das Maß aller Dinge.

empfangen durch den heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

An Weihnachten feiern wir die Geburt von Jesus, schon klar, aber es ist für Christen ein bisschen mehr als ein normaler Geburtstag.

Christen glauben nämlich, dass Jesus Gott ist und von Gott gekommen ist, aber eben auch ein ganzer Mensch geworden ist mit allem, was zum Menschsein dazugehört.

gelitten unter Pontius Pilatus,

Eigentlich müsste es ja heißen „Jesus hat unter Pontius Pilatus gelitten“ und das wäre die Vergangenheitsform von „leiden“.

Warum überhaupt dieser Pontius Pilatus im Glaubensbekenntnis erwähnt wird, aber sonst niemand, nicht einmal Simon Petrus, das darf einen schon wundern, oder?

Die Erwähnung von Pontius Pilatus ist nichts anderes als eine ganz alte Form von Zeitangabe.

Damals, als Pontius Pilatus Statthalter des römischen Kaisers in Judäa war, damals hat Jesus gelebt und ist gestorben. Aber davon gleich mehr.

gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes,

Eigentlich muss man nicht glauben, dass Jesus tatsächlich gekreuzigt wurde und gestorben ist, denn das ist eine Tatsache.

Damals aber, als dieses Glaubensbekenntnis verfasst wurde, gab es Menschen, die sich dachten: Vielleicht war dieser Jesus nicht wirklich tot, immerhin ist er ja Gott.

Deswegen betont das Glaubensbekenntnis, dass Jesus wirklich gestorben ist.

Aber was er wohl im Reich des Todes gemacht hat?

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

Das ist die Botschaft von Ostern: Jesus lebt! Er hat den Tod besiegt!

Christen glauben, dass Jesus der „Erstgeborene der Auferstehung“ ist, erst mit seiner Auferstehung gibt es ein Leben nach dem Tod.

Christen glauben, dass Jesus den Menschen, die vor ihm gestorben sind, auch die Auferstehung gebracht hat.

Das hat er also im Reich des Todes gemacht.

aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;

Christen glauben, dass Jesus gegenwärtig ist, wenn sie sich in seinem Namen versammeln, wenn sie Geschichten aus der Bibel von ihm hören und im Heiligen Brot.

Seine feste Adresse ist aber jetzt der Himmel, genauer gesagt der Sitzplatz rechts von Gott, dem Vater.

von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten.

Christen glauben, dass Gott allen Menschen vergibt, besonders durch Jesus.

Aber sie glauben auch, dass Jesus am Ende der Zeit wiederkommen und für Gerechtigkeit sorgen wird.

Niemand kann sagen, wie Jesus das schaffen will, barmherzig und gerecht gleichzeitig zu sein, aber Christen vertrauen darauf, dass es so sein wird.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

Christen glauben, dass Gott zu den Menschen sprechen und sie leiten will.

Diese Kraft, mit der Gott in unseren Herzen wirken kann, nennen Christen den Heiligen Geist.

Und diese Kraft, mit der Gott in unserer Welt wirkt, die ist das dritte wichtige Gottesbild, das Christen haben.

die heilige katholische Kirche,

Ganz viele Menschen denken, es würde hier um Pfarrer, Bischöfe, Päpste und andere Autoritäten gehen, an die man glauben müsse.

Das stimmt nicht.

Christen glauben, dass alle Christen eigentlich eine einzige Gemeinschaft sein sollten, eine Gemeinschaft für alle, die niemanden ausschließt.

Das meint nämlich das Wort „katholisch“, es heißt übersetzt „allgemein“.

Die evangelischen Christen sagen statt „katholische Kirche“ übrigens hier „christliche Kirche“ und du verstehst jetzt, dass das nur ein anderes Wort ist, aber dasselbe damit gemeint ist.

Gemeinschaft der Heiligen,

Christen glauben, dass ihre Gemeinschaft nicht nur die lebenden Christen umfasst.

Auch die Verstorbenen gehören weiterhin zur Kirche dazu.

Das ist der Grund, warum viele Friedhöfe um Kirchen herum angelegt sind.

Vergebung der Sünden,

Gott verzeiht den Menschen ihre Schuld. Vergeben und Versöhnen sind besser als Rache und Gewalt.

Diese Botschaft Jesu ist so wichtig, dass sie im Glaubensbekenntnis extra noch einmal erwähnt wird.

Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Christen glauben, dass mit Jesus die Auferstehung ihren Anfang genommen hat, und sie glauben, dass es auch für sie eine Auferstehung geben wird und ein Leben nach dem Tod, das Gott schenken will.

Fotoquelle: pixabay

Jeder Christ und jede Christin hat ihren eigenen persönlichen Glauben und seine eigene persönliche Vorstellung von Gott.

Das apostolische Glaubensbekenntnis will diesen persönlichen Glauben nicht ersetzen.

Es ist das Glaubensbekenntnis, das alle Christen verbindet.

Fotoquellen: pixabay, Gabi Neubauer und eigene