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Corona-Projekt 2020

Ein himmlisches Geschenk

Erinnerst du dich noch an das Paschafest?

Es gibt ein jüdisches Fest, das genau fünfzig Tage nach dem Paschafest gefeiert wird: Schawuot.

An Schawuot erinnern sich die Juden daran, dass Mose dem Volk Israel die zehn Gebote vom Berg Sinai herunterbrachte.

Wenn wir ein bisschen nachrechnen, dann stellen wir fest, dass Schawuot am Donnerstagabend angefangen hat und gestern (man feiert es zwei Tage lang) zu Ende ging. Für Schawuot sind wir also heute definitiv zu spät dran.

Hier kannst du selber nachzählen.

Aber wenn wir von Ostern aus zählen, dann ist heute der fünfzigste Tag nach Ostern. Tatsächlich kommt das Wort „Pfingsten“ von dem griechischen Wort für die Zahl fünfzig und die Idee, Pfingsten fünfzig Tage nach Ostern zu feiern, haben wir vom Judentum abgeschaut. Es hat aber auch mit der Geschichte zu tun, die an Pfingsten eine Rolle spielt. Und natürlich ist es wieder Lukas mit seiner Apostelgeschichte, der uns diese Geschichte erzählt.

Nachdem Jesus zu seinem Vater im Himmel gegangen war, kehrten die Jünger und Jüngerinnen nach Jerusalem zurück.

Sie versammelten sich genau in dem gleichen Raum, wo sie mit Jesus das letzte Abendmahl gefeiert hatten. Maria, die Mutter Jesu, war auch dabei. Lukas erzählt, dass die Jünger und Jüngerinnen dort ziemlich konsequent dem Prinzip „Stay at home“ folgten: Sie gingen nicht spazieren, sie machten keine Shoppingtouren und guckten nicht einmal fern (ok, das gab es ja noch nicht). Dafür beteten sie viel und lasen in der Bibel, das heißt im Alten Testament, denn das Neue Testament war noch nicht geschrieben. Zehn Tage lang.

Dann kam der Pfingsttag. Schon früh am Morgen war in Jerusalem eine Menge los. Menschen aus vielen Ländern waren zum Fest gekommen. „Wir könnten mal rausschauen, draußen wird gefeiert,“ sagte Johannes. „Nein, wir bleiben da,“ meinte Thomas. „Jesus hat uns gesagt, wir sollen hier bleiben und warten,“ sagte Maria Magdalena. „Er hat uns versprochen uns seinen Heiligen Geist zu senden.“ Da konnte Johannes schlecht widersprechen. Wenn Jesus es befohlen hatte …

„Hat hier jemand das Fenster aufgemacht? Es zieht gewaltig,“ meinte Susanna. „Das Fenster ist zu,“ sagte Petrus.

Aber es war wirklich plötzlich ziemlich windig, und die Jünger und Jüngerinnen spürten, wie ein gewaltiger Sturm vom Himmel kam, der das ganze Haus durch wirbelte.

Naja, normalerweise holt man ja die Feuerwehr, wenn einem so was passiert: Denn jetzt fielen Feuerzungen vom Himmel und auf jeden der Jünger und Jüngerinnen ließ sich so eine Flamme nieder.

Die Jünger und Jüngerinnen verließen den Raum und liefen auf die Straße.

„Jesus ist Christ! God raised him from death! Halleluja!“ rief Thomas einem erstaunten Passanten zu. „Gesù è il Cristo! Dio lo ha risuscitato dalla morte!” rief Maria Magdalena. “Iesus Christus est! Deus illum excitavit ex mortuis!” rief Simon. “Jésus est le Christ! Dieu l’a ressuscité de la mort!” rief Philipp.

Offensichtlich sprachen die Jünger und Jüngerinnen nicht ganz akzentfrei. Von daher ist es vollkommen korrekt, dass ich es auch nicht schaffe …

Alle Jünger und Jüngerinnen redeten gleichzeitig. Die Leute wunderten sich: “Das sind doch nur einfache Leute vom Land. Warum kann sie jeder in seiner Muttersprache über diesen Jesus reden hören?” Andere Leute aber lachten und sagten: “Die sind alle stockbesoffen!”

Da hielt Petrus eine Rede. Er sagte: “Das stimmt nicht, diese Menschen hier” – er meinte die Jünger und Jüngerinnen – “sind nicht betrunken, es ist doch erst am Vormittag. Nein, Gott hat uns seinen Heiligen Geist geschenkt. Dieser Geist wohnt jetzt in unserem Herzen. Wir sind be-geistert. Denn Jesus, der gekreuzigt wurde, ihn hat Gott von den Toten auferweckt! Jesus lebt und er hat uns seinen Geist geschenkt, der uns lebendig macht! Diese gute Nachricht wollen wir allen Menschen verkünden!”

“Und was sollen wir tun?” fragte jemand.

Petrus sagte: “Auch ihr sollt diese gute Nachricht glauben und auf Gott vertrauen, der auch euch Leben nach dem Tod schenken will. Lasst euch taufen und mit diesem heiligen Geist beschenken!”

Als die Jünger und Jüngerinnen abends wieder ins Haus zurückkehrten, waren plötzlich viele neue Leute dazu gekommen. Sie sagten: “Wir glauben auch an Jesus und vertrauen darauf, dass Gott uns Leben nach dem Tod schenken wird. Und wir spüren: Der Heilige Geist ist in unserem Herzen. Wir wollen auch allen Menschen von diesem Jesus erzählen.”

Wenn du auf diesen Link drückst, dann kommst du zum Pfingstgruss der katholischen Pfarrei. Da haben ganz viele Menschen sich Gedanken gemacht, wo sie heute den Heiligen Geist erleben. Es ist superschön geworden!

Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay

Mit diesem Beitrag zu Pfingsten endet das Corona-Projekt auf der Homepage des Kibiwes.

Das hat ein paar handfeste Gründe: In den kommenden Tagen wird es ernst und ich fange damit an, das Skript für das Kibiwe 2020 zu schreiben, das stattfinden wird, egal wie.

Nach den Ferien beginnt für uns alle auch mehr oder weniger wieder eine normale Zeit. Naja, Religionsunterricht wird leider noch nicht stattfinden, aber wir werden uns trotzdem in der Schule sehen. Die Beiträge zum Corona-Projekt bleiben auf dieser Seite, man kann sie sich gerne noch mal anschauen, die Learningapps gibts auch noch, die werden auch noch erweitert werden.

Danke an alle, die mich unterstützt haben. Ein ganz besonderer Dank gilt Gabi Neubauer, von der alle Fotos aus den Kibiwes stammen, und an Harald Renz, der mir erlaubt hat Screenshots aus seinen Videos zu verwenden, an Naja und Eva-Maria, die sich auch aktiv eingebracht haben, an alle, die mir gute Tipps gegeben haben, und an euch, dass ihr dem Corona-Projekt gefolgt seid.

Und vergesst nicht:

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Corona-Projekt 2020 Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade - Die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern

Man kann es nur vom Himmel sehn

Hast du dich eigentlich gefragt, warum Joseph dem Benjamin den silbernen Trinkbecher heimlich in den Getreidesack legen ließ?

Wollte er Benjamin einen üblen Streich spielen?

Als Joseph das erste Mal seine Brüder wiedersah, da war er wütend. Er ließ sie ins Gefängnis werfen. Das kann man verstehen, oder? Endlich hatte er Gelegenheit, sich für all das zu rächen, was ihm passiert war.

Aber dann musste er erkennen: Seine Rache würde bedeuten, dass seine Familie an Hunger sterben würde. Deshalb gab er den Brüdern die Freiheit zurück und ließ ihre Säcke mit Getreide füllen.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Aber eine gemeinsame Zukunft mit seinen Brüdern konnte es nur geben, wenn sie sich verändert hatten.

Und das war der Grund, dass er Benjamin den silbernen Trinkbecher in den Getreidesack legen ließ. Benjamin war ja auch der Lieblingssohn des Vaters Jakob. Würden die Brüder diesmal trotzdem zusammenhalten?

Sreenshot aus dem Video von Harald Renz

Das haben sie, wie ihr wisst. Sie haben zusammengehalten gegen diesen mächtigen und unheimlichen Herrn über Ägypten. Zusammen waren sie stark. Eine Gruppe, in der nicht gemobbt wird und alle für den anderen einstehen, ist unheimlich stark.

Joseph ist froh, Teil einer solch starken Gemeinschaft zu sein. Und so rettet er seine Familie.

Wenn du zum Kibiwe kommst, dann wirst du hinten an der Empore diesen Teppich sehen. Alle Menschen beim Kibiwe damals haben zwei Quadrate beschriftet. Auf die hellen, warmen Quadrate haben sie schöne Dinge geschrieben, die ihnen im Leben passiert sind, auf die blauen, kalten Quadrate Dinge, die schlimm waren.

Aus der Nähe betrachtet schaut der Teppich ziemlich chaotisch aus.

Joseph erlebte auch schlimme Dinge und schöne Dinge. Wahrscheinlich hat er ganz oft die Welt nicht mehr verstanden.

Die Geschichte von Joseph sagt uns: Vieles, was im Leben passiert, verstehen wir nicht. Aber vom Himmel aus, von Gott aus, macht es Sinn.

Manchmal gibt es Momente, dann sehen wir auch, einen kurzen Augenblick, das wunderschöne Muster unseres Lebens, so wie Gott es sehen kann.

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Corona-Projekt 2020 Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade - Die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern

Träumst du?

Hattest du schon einmal einen Traum? Bestimmt. Alle Menschen träumen im Schlaf. Das wissen die Wissenschaftler, weil sie es untersucht haben. Sie haben herausgefunden, dass unser Gehirn auch im Schlaf aktiv ist. Wenn wir aufwachen, dann können wir uns sehr oft nicht daran erinnern, was wir geträumt haben. Manchmal eben schon.

Ist alles wahr, was in Träumen passiert? Ja und Nein. Die Zukunft wird uns nicht in Träumen offenbart. Es gibt Träume, da ist es gut, dass sie nicht wahr sind und nicht wahr werden. Aber Träume lügen nicht, wenn es um unsere Gefühle geht. Sie sagen uns, wovor wir Angst haben oder was uns wichtig ist.

Zu vergessen, was man geträumt hat, das ist nicht schlimm. Das Gehirn hat in der Nacht schwer gearbeitet. All das, was man erlebt hat, hat es dann aufgearbeitet, und man startet frisch in den neuen Tag.

Was aber stimmt: Viele gute Ideen entstanden, weil Menschen ausgiebig geschlafen und geträumt haben. Träume ordnen unsere Gedanken und bringen uns auf neue gute Ideen.

In unserer Geschichte spürte Joseph von Anfang an, dass er was Besonderes ist. Keine gute Idee war es, dass Joseph mit seinen Träumen vor seinen Brüdern angab. Die haben ihn natürlich ausgelacht und sich auch darüber aufgeregt. Kein Wunder!

Träume sind etwas ganz Privates, die man nicht jedem erzählen soll. Ich hoffe aber, du hast jemanden, der dir voller Verständnis zuhört, wenn du einen deiner Träume erzählen willst.

Jemand, der verständnisvoll zuhört, und hilft zu verstehen, was so ein Traum bedeutet, so jemand brauchten der Mundschenk und der Bäcker im Gefängnis. Joseph half ihnen ihre Träume zu verstehen.

Ich denke, der Mundschenk spürte, dass es für ihn gut ausgehen würde. Der Bäcker dagegen spürte, dass es für ihn kein gutes Ende nehmen würde.

Auch der Pharao stand seinen Träumen hilflos gegenüber. Er wusste, dass sie wichtig sind. Irgendetwas Schlimmes stand bevor und er spürte: Ich muss etwas ändern, irgendetwas läuft gerade furchtbar schief. Natürlich wagte damals niemand, den Pharao wegen seiner Träume auszulachen. Aber die Leute am Hof des Pharaos waren wohl zu sehr in ihren normalen Tagesabläufen und Ideen gefangen. Für etwas Neues, für eine gewaltige Änderung, dafür waren sie nicht bereit.

Joseph kam und verstand, was die Träume bedeuteten: Das ganze Land muss Vorräte anlegen. Alle müssen sparen und ihr Verhalten ändern.

Die Träume des Pharaos waren der Auslöser für die neue Idee: „Alle zusammen können wir durch kluge Politik dafür sorgen, dass wir auch in schlechten Jahren genug zum Essen haben.“

Träumen allein hilft gar nichts. Aber die besten Ideen kommen, wenn man eine gute Mütze voll Schlaf hat.

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Corona-Projekt 2020 Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade - Die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern

Wie man ein Loser wird

Das ist schon eine ziemlich harte Geschichte, die Geschichte von Joseph. Eigentlich war zunächst ganz lustig, als die Brüder den nervigen Joseph in den Brunnen warfen.

Aber als die Brüder den Joseph verkauft haben, da habt ihr sicher gedacht: „Das geht zu weit!“ und natürlich habt ihr Recht.

Vielleicht sollten wir mal überlegen, wer von den Brüdern der Schuldige ist.

Simeon

Ist Simeon der Schuldige, weil er Joseph töten wollte?

Simeon würde vermutlich sagen: „Ich habe das nicht ernst gemeint. Man redet halt so daher. Und Joseph ist eine Nervensäge, das steht fest.“

Ruben

Ist Ruben der Schuldige, weil er der Älteste war, und außerdem die Idee hatte, Joseph in den leeren Brunnen zu werfen?

Ruben würde vermutlich sagen: „Die anderen Brüder sind doch alle erwachsen. Ich bin doch nicht denen ihre Mama! Mein Vorschlag, Joseph in den Brunnen zu werfen, war nur gut gemeint.“

Juda

Ist Juda der Schuldige, weil es seine Idee war, Joseph an die Kaufleute aus Midian zu verkaufen?

Juda würde vermutlich sagen: „Wenn ich nicht auf diese Idee gekommen wäre, dann hätte Simeon Joseph umgebracht. Das wollte ich verhindern.“

Der Vater Jakob

Ist der Vater Jakob der Schuldige, weil er Joseph besser behandelte als die anderen erwachsenen Söhne und ihm das bunte Festgewand gekauft hat?

Jakob würde vermutlich sagen: „Es ist mein Geld und ich kann damit machen, was ich will. Und ich habe alle meine Söhne gut behandelt. Es geht niemanden etwas an, dass mir Joseph und der kleine Benjamin besonders am Herzen liegen.“

Issachar und Levi

Oder sind die beiden Brüder Issachar und Levi die Schuldigen, immerhin haben sie Joseph in den Brunnen geworfen?

Issachar und Levi würden vermutlich sagen: „Wir haben nur das getan, was die anderen Brüder von uns wollten. Wenn wir zwei Joseph nicht in den Brunnen geworfen hätten, dann hätten es die anderen getan.“

Ruben, Dan, Juda, Gad, Naftali, Ascher, Issachar, Levi, Simeon, Sebulon

Die anderen fünf Brüder sagen vermutlich: „Wir haben gar nichts gemacht.“

Sind sie also unschuldig?

Quelle: Pixabay

Wenn alle auf einen losgehen, dann sind alle schuld, egal, was sie genau gemacht haben. Dann sind sogar die schuld, die nur zugeschaut und gar nichts gemacht haben.

Dafür gibt es sogar ein Fachwort: Mobbing. Du hast bestimmt schon mal davon gehört.

Wie in unserer Geschichte gibt es immer welche, die anheizen, und ganz viele, die nur zuschauen und die Sache lustig finden.

Ist das cool? Die Bibel sieht das anders.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Die Bibel erzählt: Ohne Joseph können die Brüder und die Familie nicht überleben.

Wer mobbt, der ist ein Loser.

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Corona-Projekt 2020 Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade - Die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern

Einer von euch ist ein Dieb!

Heute erzähle ich dir die Geschichte von Joseph zu Ende. Sie geht einfach am nächsten Tag weiter.

„Was für ein Abend und was für eine Nacht!“ erzählt Juda. „Zuerst wollte dieser Mann, dieser Herr über Ägypten, uns alle als Spione ins Gefängnis werfen lassen, dann hat er uns zu einem Festmahl eingeladen. Unserem Jüngsten, dem Benjamin, ließ er fünfmal so viel Essen auf den Teller legen als uns. Den scheint er irgendwie besonders zu mögen. Aber jetzt brechen wir auf nach Kanaan zu unserer Familie.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Die Brüder haben sich kaum auf den Weg gemacht, da kommt Joseph mit den Wachen und dem Hausverwalter aus dem Palast heraus. „Halt!“ ruft Joseph. „Einer von euch ist ein Dieb und hat meinen silbernen Trinkbecher gestohlen!“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Die Brüder werden gezwungen umzukehren und Joseph befiehlt den Wachen, alle Getreidesäcke zu durchsuchen. Und natürlich finden sie den silbernen Trinkbecher im Getreidesack von Benjamin.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Aha, der Jüngste ist also der Dieb,“ sagt Joseph. „Mein Urteil lautet: Er muss deshalb in Ägypten bleiben und mir als Sklave dienen. Ihr anderen seid unschuldig und könnt zu eurer Familie heimkehren.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Die Brüder sind sprachlos vor Entsetzen. Da tritt Juda vor und legt Benjamin die Hand auf die Schulter. „Wir lassen Benjamin nicht im Stich,“ sagt Juda. „Unser Vater Jakob hat zwei Lieblingssöhne: Einer ist nicht mehr am Leben und diesen hier, den Jüngsten, Benjamin. Es würde unserem Vater das Herz brechen, wenn wir ohne Benjamin heimkehren. Wenn du willst, Herr, dann nimm mich als Sklaven und lass Benjamin frei.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Jetzt treten alle Brüder vor und stellen sich schützend um Benjamin. „Du würdest deine Freiheit opfern für den Lieblingssohn deines Vaters?“ fragt Joseph Juda. Juda nickt, aber auch die anderen Brüder nicken. „Ihr alle würdet eure Freiheit opfern?“ fragt Joseph noch einmal. Wieder nicken die Brüder. „Lasst uns allein!“ sagt Joseph zu den Wachen und dem Hausverwalter. Die Wachen und der Hausverwalter gehen zurück in den Palast.

Joseph nimmt seine Kopfbedeckung ab. „Ich bin euer Bruder Joseph,“ sagt er. Die Brüder sind sprachlos. „Ihr hattet Böses im Sinn, aber Gott hatte Gutes im Sinn. Ihr habt mich verkauft, aber Gott hat mich nach Ägypten geschickt um unsere Familie vor dem Hungertod zu retten. Kehrt zurück zum Vater und sagt ihm: Dein Sohn Joseph lebt. Dann bringt die Familie hierher nach Ägypten. Ich werde für euch sorgen.“

„Wir sind doch Brüder und Brüder müssen zusammenhalten, nicht wahr?“ sagt Joseph.

(Manche Leute wissen, dass die Geschichte von Josephs Brüdern, die nach Ägypten reisen, in der Bibel etwas komplizierter ist. Sorry, dass es hier etwas vereinfacht wurde!)

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Corona-Projekt 2020 Die Bibel erzählt uns von Gott und den Menschen

Eine Schrift, die uns Linkshändern gefällt

Das Alte Testament ist ursprünglich in hebräischer Sprache geschrieben worden. Wenn man also die erste Seite so einer Bibel aufschlägt, dann sieht das so aus:

Du siehst schon richtig. Das ist die erste Seite! Erinnerst du dich? Hebräisch wird von rechts nach links geschrieben.

Logischerweise wird also auch ein hebräisches Buch von der anderen Seite her aufgeschlagen!

Gehen wir mal näher ran:

Vielleicht möchtest du versuchen, die einzelnen Buchstaben zu entschlüsseln? Dann hilft dir vielleicht dieser Überblick über das hebräische Alphabet:

Vermisst du irgendwelche Anlaute im hebräischen Alphabet?

Richtig, es gibt keine Großbuchstaben oder Kleinbuchstaben. Einige Buchstaben haben aber zwei Schreibweisen, das hast du schon bemerkt. Und sonst?

Hmmm …

Genau, es fehlen die Vokale, also a, e, i, o, u. Die werden in der hebräischen Schrift nicht aufgeschrieben, aber natürlich werden sie gesprochen, wenn man hebräisch spricht.

Es ist nicht so, dass sie immer fehlen, manchmal springt auch ein anderer Buchstabe ein und steht da, wo ein Vokal sein soll. Beim Wort „Schalom“, das du hier siehst, muss man das „A“ ohne Hinweis sprechen, für das „O“ hat sich das Waw als Ersatzmann gemeldet.

Schalom

Tatsächlich haben Leute irgendwann festgestellt, dass sie schon gerne Hinweise hätten, wie man das jetzt genau ausspricht. Und das sind die Pünktchen und Striche:

Kann man das lesen? Ja, es geht.

Hier kannst du hinein hören, wie jemand den Anfang der Bibel feierlich auf Hebräisch liest. (Danke an denjenigen, der diese Datei zur freien Verfügung gestellt hat)

Das war übrigens die biblische Geschichte vom Anfang der Bibel, hier auf der Homepage.

Übrigens lernen die Kinder in Israel das Hebräische als erste Schrift in der Schule, denn es ist ihre Muttersprache.

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Corona-Projekt 2020 Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade - Die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern

Ein seltsames Wiedersehen

(Die Audios erzählen die Geschichte, man kann sie aber auch lesen)

Was hat noch gefehlt an der Geschichte von Joseph? Natürlich, irgendetwas mit den Brüdern von Joseph. Inzwischen ist es neun Jahre her, dass der Pharao Joseph zum Herrn über Ägypten gemacht hat.

Der Hausverwalter vor Josephs Palast

Der Hausverwalter von Joseph erzählt: „Was für eine Hitze! Seit über einem Jahr brennt die Sonne herab. Auf den Feldern wächst nichts mehr. Hätte Joseph, mein Gebieter, nicht in den sieben Jahren der guten Ernten und des Reichtums Vorratslager bauen und Getreide einsammeln lassen – wir müssten alle vor Hunger sterben. Den ganzen Tag kommen Menschen hierher, um Getreide einzukaufen. Da kommen schon wieder welche!“

Die kennt man doch …
Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Was wollt ihr?“ fragt der Hausverwalter. „Man hat uns gesagt, hier in Ägypten kann man Getreide einkaufen. Wir kommen aus Kanaan und wollen Getreide kaufen. Unsere Familie hungert und muss sterben, wenn wir hier nichts bekommen,“ antwortet Juda. „Ihr kommt aus Kanaan?“ fragt der Hausverwalter. „Das muss mein Herr selbst entscheiden.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Kniet nieder vor Zafenat Paneach, dem Herrn über Ägypten!“ ruft der Hausverwalter und die Brüder werfen sich vor dem Herrn über Ägypten nieder. Keiner von ihnen erkennt in ihm den Bruder wieder …

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

… aber Joseph hat seine Brüder sofort wiedererkannt. „Das sind Spione und Feinde Ägyptens!“ ruft er den Wachen zu. „Werft sie ins Gefängnis!“ „Wir sind keine Spione, wir sind Brüder,“ sagt Juda, aber Joseph lässt sich nicht beirren. Die Wachen und der Hausverwalter führen die Brüder ab.

„Das waren meine Brüder, die mich verraten und verkauft haben,“ sagt Joseph. „Die sollen im Gefängnis schmoren.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Der Hausverwalter kommt zurück: „Mein Herr, du bist doch sonst immer so freundlich zu allen Menschen, so kenne ich dich gar nicht!“ „Das sind Spione,“ sagt Joseph. „Aber vielleicht sind es doch nur einfache Menschen, die Getreide für ihre Frauen und Kinder, für ihren Vater und ihre Mutter kaufen wollen,“ antwortet der Hausverwalter. Joseph wird nachdenklich. Er denkt an die Kinder und Frauen und an seinen Vater Jakob. „Ein paar Tage im Gefängnis werden diesen zehn Männern nicht schaden,“ sagt Joseph. „Es waren elf Männer,“ korrigiert ihn der Hausverwalter.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Sie haben meinen Bruder Benjamin dabei!“ sagt Joseph leise zu sich. Und zum Hausverwalter sagt er: „Holt die Männer aus dem Gefängnis, ich will doch mit ihnen reden.“ Die Wachen und der Hausverwalter tun, was Joseph ihnen befohlen hat, holen die Brüder aus dem Gefängnis und bringen sie zu Joseph.

Als die  Brüder bei Joseph sind, spricht Joseph Benjamin an: „Du bist der Jüngste, nicht wahr? Wie geht es deinem Vater?“ „Es geht ihm gut,“ sagt Benjamin. „Und deine Brüder, sind sie freundlich zu dir?“ „Ja, Herr, sie passen auf mich auf,“ antwortet Benjamin. „Wir sind doch Brüder und Brüder müssen zusammenhalten, nicht wahr?“ „Ist das wirklich so?“ fragt Joseph zurück. Dann lädt er die Brüder zu sich in den Palast zum Essen ein.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Lass die Säcke dieser Leute randvoll mit Getreide füllen,“ befiehlt Joseph dem Hausverwalter. „In den Getreidesack des Jüngsten aber lege meinen silbernen Trinkbecher, heimlich, so dass es keiner sieht.“ Der Hausverwalter wundert sich. Was hat Joseph vor?

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Corona-Projekt 2020

Ein großes Fest für viele Menschen

Stell dir vor, heute wäre Weihnachten. Deine Eltern sind schon seit Tagen damit beschäftigt, alles vorzubereiten: Zu Hause wird die Wohnung geputzt, mindestens ein Großeinkauf steht an, und extra für diesen Tag gibt es neue Kleider. Und du freust dich darauf, dass es ein wunderschönes Familienfest gibt, ganz viele Süßigkeiten und natürlich auch Geschenke.

Heute ist nicht Weihnachten, heute ist …

Quelle: Pixabay

… das Ramadanfest!

Erinnerst du dich?

Vor einem Monat, am 24. April, begann für die Muslime der Fastenmonat Ramadan und jetzt, einen Monat später, ist der Fastenmonat zu Ende und die Muslime feiern das Ende des Fastens.

Dieses Fest, das Ramadanfest, ist heute, morgen und übermorgen, also drei Tage lang. Dieses Fest ist für die Muslime so wichtig wie für uns Weihnachten.

Es gibt auch ein paar Sachen, die gleich sind: Tagelang wird alles vorbereitet, das Haus wird geschmückt, es gibt viel Essen, man trifft sich besonders mit der Familie, aber auch mit Verwandten und Bekannten, und es gibt Süßigkeiten und Geschenke.

Quelle: Pixabay

Zum Ramadanfest gehört es für Muslime dazu, an arme Menschen zu denken, denen es nicht gut geht, und zu spenden. Das gehört bei uns an Weihnachten auch dazu.

Magst du mehr über das Ramadanfest erfahren? Ich habe dir zwei Videos rausgesucht.

Bilge hat ihre Freundin Sophie eingeladen, das Ramadanfest mitzufeiern. Du kannst mit diesem Video auch dabei sein!

Vor vier Jahren haben sich die Muslime in München entschlossen, das Ramadanfest richtig groß zu feiern, wie es in muslimischen Ländern üblich ist. Schau einfach mal rein!

Dieses Jahr ist es natürlich richtig schwer wirklich zusammen zu feiern. Es trifft einfach alle Menschen auf der Welt, egal wo wir wohnen oder welche Religion wir haben.

Trotzdem: Ein gesegnetes Ramadanfest!

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Corona-Projekt 2020 Die Bibel erzählt uns von Gott und den Menschen

Wie die Menschen schreiben lernten

Heute geht es ums Schreiben und Lesen. Deshalb gibt es die Texte nicht als Audio zum Hören.

Vom Malen zum Schreiben

Irgendwann, vor tausenden von Jahren, begannen die Menschen, Dinge aufzuschreiben. Dazu mussten sie aber erst die Schrift erfinden. Die erste Schrift, die erfunden wurde, war die Bilderschrift. Wie Bilderschrift funktioniert, das ist ziemlich einfach.

Lies mal, was da steht!

Da steht:

Bilderschrift bedeutet, man malt einfach das auf, was man meint. Aber Bilderschrift hat drei große Nachteile.

Versuch mal diesen Satz in Bilderschrift zu lesen:

Das wollte ich sagen:

Man müsste einen ganzen Comic zeichnen, um das in Bilderschrift zu schreiben! Das Schreiben in Bilderschrift ist recht langsam und kompliziert.

Dann braucht man in der Bilderschrift ganz viele verschiedene Zeichen. Bilderschriften brauchen tausende davon, die man sich alle merken muss, für jede Art von Tieren und Pflanzen zum Beispiel.

Und schließlich gibt es Wörter, die schwer zu zeichnen sind, nämlich, wenn jemand etwas macht und wie er es macht.

Was soll dieses Bild wohl sagen?

Es soll bedeuten:

Vom Hören zum Schreiben

Deswegen haben irgendwann die Menschen angefangen, das zu schreiben, was man hört, also die Laute. Das ist die Art von Schrift, die du in der Schule lernst. Die musste man aber auch erfinden.

Dazu nahm man Wörter aus der Bildschrift, die mit dem gewünschten Laut anfingen. Ich zeige dir drei Beispiele:

Einen Ochsen nannte man damals Aleph. Das Zeichen für Ochse wurde zum „A“.

Den Fisch nannte man damals Dalet. Das Zeichen für Fisch wurde zum „D“.

Die Hand nannte man damals Kaf. Das Zeichen für die Hand wurde zum „K“.

In welcher Richtung schreibt man richtig?

Jeder weiß das: Richtig schreibt man von links nach rechts und von oben nach unten. Aber stimmt das? Früher schrieben die Leute nämlich so „wie der Ochse ein Feld pflügt.“

Lies das mal!

Hast du es geschafft?

In welche Richtung man lesen muss, das erkennt man daran, in welche Richtung die Buchstaben schauen. Schwer zu lesen? Das dachten sich die Menschen irgendwann auch. Deshalb legten sie sich auf eine Schreibrichtung fest. Bei uns ist es von links nach rechts, es gibt aber zwei Schriften, die sich für die andere Schreibrichtung entschieden haben: Hebräisch und Arabisch.

Da steht in hebräischer Schrift: Schalom und in arabischer Schrift: Salam. Beide Wörter bedeuten auf Deutsch: Frieden

Das ganze Alte Testament ist ursprünglich in Hebräisch geschrieben worden. Was es noch mit dem Hebräischen auf sich hat, das erkläre ich dir gerne ein anderes Mal.

Quelle: Pixabay

In unserer Zeit ist Bilderschrift wieder in Mode gekommen. Verkehrszeichen sind Bilderschrift, die Icons für deine Apps auf dem Computer sind Bilderschrift und auch die Emojis, von denen es inzwischen – wen wundert´s? – tausende gibt. Denn Bilderschrift hat einen Vorteil: Menschen mit verschiedenen Sprachen können trotzdem die gleiche Bilderschrift verwenden.

Morgen ist übrigens ein besonderer Tag. Warum, das erkläre ich dir dann.

Und den Joseph habe ich nicht vergessen. Da fehlt ja noch was, nicht wahr?

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Corona-Projekt 2020 Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade - Die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern

Die Träume des Pharaos

Die Ratgeber des Pharaos sind verzweifelt: Der Pharao, König über Ägypten, hat geträumt. Wenn der Pharao träumt, dann hat das Bedeutung für das ganze Land. Aber niemand kann die Träume des Pharao deuten!

Nun, da erinnert sich der Mundschenk endlich an Joseph. Nach zwei Jahren! Der Mundschenk erzählt dem Ratgeber, dem Hohenpriester von On: „Damals, als in die Ungnade unseres erhabenen Pharaos gefallen war, da war ein Mann im Gefängnis, der konnte Träume deuten. Er hieß Joseph.“ „Man soll diesen Joseph herbeischaffen!“ befiehlt der Hohepriester von On.

Joseph wird tatsächlich vor den Pharao gebracht. Davor hatte man ihm neue Kleider gegeben und ein Bad usw., damit er für den Pharao präsentabel sei.

„Du bist also dieser Joseph?“ fragte der Pharao. „Ich hatte einen Traum, eigentlich zwei, aber keiner konnte sie deuten.“ Der Pharao blickte dabei ziemlich sauer zum Hohenpriester hinüber. „Von dir aber,“ sagte der Pharao, „sagt man, du könntest Träume deuten.“ „Ich kann es nicht,“ sagte Joseph, „aber Gott kann es. Erzähle mir deinen Traum!“

Der Pharao erzählte: „In meinem Traum ging ich am Nil entlang, da sah ich sieben Kühe, wunderschön und gut genährt. Dann stiegen aus dem Nil sieben andere Kühe, hässlich und dürr. Die hässlichen Kühe fraßen die wunderschönen Kühe und blieben so dürr wie vorher.“

„Dann wachte ich auf,“ sagte der Pharao. Joseph antwortete: „Erzähl mir den zweiten Traum, Herr.“

Der Pharao erzählte: „In meinem Traum ging ich am Nil entlang, da sah ich sieben Ähren, voll und schön. Aber dann wuchsen sieben andere Ähren, leer und hässlich. Die hässlichen Ähren fraßen die schönen und blieben doch so leer wir vorher.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Josef sagte: „Dein Traum, Herr, ist ein und derselbe. Gott hat dir gezeigt, was er vorhat: Die sieben schönen Kühe und die sieben vollen Ähren stehen für sieben Jahre voll guter Ernte und Reichtum für Ägypten, die sieben dürren Kühe und die sieben hässlichen Ähren für sieben Jahre Hungersnot und Armut, die danach kommen werden. Zweimal hat Gott dir denselben Traum geschickt. Damit will er sagen, dass die Sache beschlossen ist.  Du, Herr, solltest einen zuverlässigen Mann einsetzen, der in den sieben Jahren der guten Ernte ein Fünftel der Ernte in ganz Ägypten einsammeln und lagern lässt.“

„Du hast weise gesprochen und meinen Traum gedeutet, Joseph. Wo finde ich nun einen Mann, der diese Aufgabe erfüllen kann?“ sagte der Pharao.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

„Ich denke, du bist dieser Mann,“ sagte der Pharao. „Ich ernennen dich zum Herrn über Ägypten. Jeder Mensch in Ägypten muss dir gehorchen, du bist nur mir persönlich, dem Pharao, unterstellt.“

Der Pharao steckte Joseph seinen eigenen Siegelring an den Finger und ließ ihn in königliche Gewänder kleiden. Er gab ihm einen neuen Namen, Zafenat-Paneach und der Hohepriester von On gab Joseph seine Tochter Asenat zur Frau. So wurde Joseph zum Herrn über Ägypten, der nur dem Pharao selbst gehorchen musste.

Na dann, damit ist die Geschichte zu Ende, oder etwa nicht? Fehlt da vielleicht irgendetwas?

Natürlich, da fehlt noch was in der Geschichte. Habt Geduld! Wir müssen erst mal die sieben guten Jahre abwarten. In unserer Zeit geht es mit der Geschichte am Montag weiter.