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Die Bibel erzählt uns von Gott und den Menschen Warum es mehr als eine Kirche gibt - die Geschichte von Martin Luther

Die Bibel – ein Buch mit sieben Siegeln?

Kann man erkennen, was da auf dem Bild zu sehen ist?

Genau, es ist ein Klassensatz Grundschulbibeln.

Bibeln gibt es in vielen verschiedenen Ausgaben, hier eine Auswahl:

Die Bibel einmal ganz durchgelesen, das haben die wenigsten Leute.

Tatsächlich ist die Bibel ein sehr dickes Buch und viele finden es anstrengend, die Bibel ganz durchzulesen.

Zurzeit von Martin Luther haben die Leute auch nicht die Bibel gelesen.

Das hatte aber andere Gründe.

Findest du wenigstens das Wort „Jesus“?

Kannst du diesen Text verstehen?

Nein?

Aber so ging es den Menschen zur Zeit Luthers:

Sie konnten die Bibel nicht verstehen, weil es die Bibel damals nur auf Latein gab.

(Es gab sie auch im hebräischen Original – AT – und im griechischen Original – NT -, aber das war jetzt auch nicht besser).

Lange Zeit schien das niemand aufzufallen.

Das Meiste, was damals geschrieben wurde, das wurde auf Latein geschrieben, das Wenigste auf Deutsch.

Latein war die Sprache der Gelehrten und Gebildeten.

Es gab damals viele Menschen, die Latein schreiben und sogar fließend sprechen konnten!

Latein war die Sprache in der Kirche: Fast alles, was im Gottesdienst gesagt wurde, geschah auf Latein.

Aber die einfachen Leute verstanden weder das, was in der Bibel stand, noch das, was im Gottesdienst gesagt wurde.

Ein zweiter Grund, warum die meisten Menschen damals die Bibel nicht lesen konnten:

Sie konnten gar nicht lesen und schreiben.

So etwas wie eine allgemeine Schulpflicht gab es nämlich nicht.

Bücher waren sowieso lange Zeit etwas sehr Seltenes.

Alles wurde mit der Hand geschrieben, sogar Bücher.

Um eine Bibel abzuschreiben, brauchte ein Schreiber (das war im Mittelalter ein Beruf) ungefähr ein halbes Jahr.

Aber plötzlich gab es mehr Bücher und einen Grund, lesen und schreiben zu lernen …

… Johannes Gutenberg hatte 1450 die Druckerpresse erfunden und Bücher mussten nicht mehr mit der Hand abgeschrieben werden.

Plötzlich gab es viel mehr Bücher!

Trotzdem:

Bücher waren noch immer sehr teuer und meistenteils immer noch auf Latein.

Ich vermute, es gibt kein Bild von Neufahrn aus der Zeit Luthers, aber ungefähr so darfst du es dir vorstellen

Stell dir vor, du hättest vor 500 Jahren in Neufahrn gelebt:

In der kleinen Dorfkirche gibt es gerade mal ein Buch, das man für den Gottesdienst braucht, und in dem einige wenige biblische Texte, natürlich auf Latein, zu finden sind.

Sonst gibt es kein einziges Buch in Neufahrn.

Auch der Dorfpfarrer kann gerade mal lesen und Buchstaben entziffern.

Latein kann er aber nicht und er versteht nicht, was er da liest.

Na so was! In der Mintrachinger Kirche findet man ein Bild des heiligen Hieronymus. Und was für ein Buch er in der Hand hält und schreibt das ist ja wohl klar, oder? Es ist die …

Dabei hatte er es so gut gemeint!

Schon einmal, über 1000 Jahre vor Luther, war Folgendes passiert:

Die Menschen im Westen des römischen Reiches verstanden kein Griechisch mehr.

Das Neue Testament war aber in Griechisch geschrieben und vom Alten Testament, das ja ursprünglich in Hebräisch verfasst wurde, gab es auch nur eine griechische Übersetzung!

… Vulgata, die Bibel ins Lateinische übersetzt für die einfachen Leute seiner Zeit.

Da handelte der heilige Hieronymus entschlossen:

In Betlehem, am Geburtsort Jesu, übersetzte Hieronymus die Bibel in ein einfaches Latein, wie es in den Straßen Roms und Italiens gesprochen wurde.

Er nannte sein Werk „Vulgata“: Volksbibel.

So konnten die Menschen damals das Wort Gottes lesen und verstehen.

1000 Jahre vergingen und die schöne Bibelübersetzung des Hieronymus aus dem Griechischen in das Lateinische verstanden nur noch die Gelehrten.

Wer würde es sich zutrauen, die Bibel neu zu übersetzen, in die Sprache der Menschen auf der Straße?

Die Zeit war reif …

Was denkst du: Wie lange braucht man, um die ganze Bibel einmal durchzulesen?