Hast du dich eigentlich nicht ein Bisserl gewundert, dass Paulus nirgendwo Probleme mit der Landessprache hatte? Oder konnte der so viele Sprachen?
Die Erklärung ist ganz einfach: Es gab damals eine Weltsprache!
Gibt es heute übrigens auch. Das ist der Grund, warum du schon ab der 3. Klasse Englisch lernst.
Englisch ist also die Weltsprache heute. Aber damals?
Magst du dir die Weltsprache damals mal anhören? Aber bitte nicht lachen, ich kann es nicht sooo gut:
Hast du sie erkannt?
Die Weltsprache war damals Griechisch. Ich habe einen Satz aus dem Evangelium nach Matthäus vorgelesen, auf Deutsch heißt er so und die Geschichte kennst du:
Der Name „Alphabet“ kommt übrigens aus dem Griechischen.
Wenn du Griechisch auf dem PC schreiben willst, dann wähle die Schriftart „Symbol“. Du musst aber ein Bisserl rumprobieren.
Übrigens: Noch heute wird Griechisch gesprochen und geschrieben, in Griechenland natürlich, es klingt aber anders als das Griechisch zur Zeit des Paulus.
Zum Paulus gibt es heute ein Suchsel für dich, das du ausdrucken und machen kannst, wenn du magst. Die Wörter sind in allen acht möglichen Richtungen versteckt, btw!
Heute geht es ums Schreiben und Lesen. Deshalb gibt es die Texte nicht als Audio zum Hören.
Vom Malen zum Schreiben
Irgendwann, vor tausenden von Jahren, begannen die Menschen, Dinge aufzuschreiben. Dazu mussten sie aber erst die Schrift erfinden. Die erste Schrift, die erfunden wurde, war die Bilderschrift. Wie Bilderschrift funktioniert, das ist ziemlich einfach.
Lies mal, was da steht!
Da steht:
Bilderschrift bedeutet, man malt einfach das auf, was man meint. Aber Bilderschrift hat drei große Nachteile.
Versuch mal diesen Satz in Bilderschrift zu lesen:
Das wollte ich sagen:
Man müsste einen ganzen Comic zeichnen, um das in Bilderschrift zu schreiben! Das Schreiben in Bilderschrift ist recht langsam und kompliziert.
Dann braucht man in der Bilderschrift ganz viele verschiedene Zeichen. Bilderschriften brauchen tausende davon, die man sich alle merken muss, für jede Art von Tieren und Pflanzen zum Beispiel.
Und schließlich gibt es Wörter, die schwer zu zeichnen sind, nämlich, wenn jemand etwas macht und wie er es macht.
Was soll dieses Bild wohl sagen?
Es soll bedeuten:
Vom Hören zum Schreiben
Deswegen haben irgendwann die Menschen angefangen, das zu schreiben, was man hört, also die Laute. Das ist die Art von Schrift, die du in der Schule lernst. Die musste man aber auch erfinden.
Dazu nahm man Wörter aus der Bildschrift, die mit dem gewünschten Laut anfingen. Ich zeige dir drei Beispiele:
Einen Ochsen nannte man damals Aleph. Das Zeichen für Ochse wurde zum „A“.
Den Fisch nannte man damals Dalet. Das Zeichen für Fisch wurde zum „D“.
Die Hand nannte man damals Kaf. Das Zeichen für die Hand wurde zum „K“.
In welcher Richtung schreibt man richtig?
Jeder weiß das: Richtig schreibt man von links nach rechts und von oben nach unten. Aber stimmt das? Früher schrieben die Leute nämlich so „wie der Ochse ein Feld pflügt.“
Lies das mal!
Hast du es geschafft?
In welche Richtung man lesen muss, das erkennt man daran, in welche Richtung die Buchstaben schauen. Schwer zu lesen? Das dachten sich die Menschen irgendwann auch. Deshalb legten sie sich auf eine Schreibrichtung fest. Bei uns ist es von links nach rechts, es gibt aber zwei Schriften, die sich für die andere Schreibrichtung entschieden haben: Hebräisch und Arabisch.
Das ganze Alte Testament ist ursprünglich in Hebräisch geschrieben worden. Was es noch mit dem Hebräischen auf sich hat, das erkläre ich dir gerne ein anderes Mal.
In unserer Zeit ist Bilderschrift wieder in Mode gekommen. Verkehrszeichen sind Bilderschrift, die Icons für deine Apps auf dem Computer sind Bilderschrift und auch die Emojis, von denen es inzwischen – wen wundert´s? – tausende gibt. Denn Bilderschrift hat einen Vorteil: Menschen mit verschiedenen Sprachen können trotzdem die gleiche Bilderschrift verwenden.
Morgen ist übrigens ein besonderer Tag. Warum, das erkläre ich dir dann.
Und den Joseph habe ich nicht vergessen. Da fehlt ja noch was, nicht wahr?
Das Alte Testament ist ursprünglich in hebräischer Sprache geschrieben worden. Wenn man also die erste Seite so einer Bibel aufschlägt, dann sieht das so aus:
Du siehst schon richtig. Das ist die erste Seite! Erinnerst du dich? Hebräisch wird von rechts nach links geschrieben.
Logischerweise wird also auch ein hebräisches Buch von der anderen Seite her aufgeschlagen!
Gehen wir mal näher ran:
Vielleicht möchtest du versuchen, die einzelnen Buchstaben zu entschlüsseln? Dann hilft dir vielleicht dieser Überblick über das hebräische Alphabet:
Vermisst du irgendwelche Anlaute im hebräischen Alphabet?
Richtig, es gibt keine Großbuchstaben oder Kleinbuchstaben. Einige Buchstaben haben aber zwei Schreibweisen, das hast du schon bemerkt. Und sonst?
Hmmm …
Genau, es fehlen die Vokale, also a, e, i, o, u. Die werden in der hebräischen Schrift nicht aufgeschrieben, aber natürlich werden sie gesprochen, wenn man hebräisch spricht.
Es ist nicht so, dass sie immer fehlen, manchmal springt auch ein anderer Buchstabe ein und steht da, wo ein Vokal sein soll. Beim Wort „Schalom“, das du hier siehst, muss man das „A“ ohne Hinweis sprechen, für das „O“ hat sich das Waw als Ersatzmann gemeldet.
Tatsächlich haben Leute irgendwann festgestellt, dass sie schon gerne Hinweise hätten, wie man das jetzt genau ausspricht. Und das sind die Pünktchen und Striche:
Kann man erkennen, was da auf dem Bild zu sehen ist?
Genau, es ist ein Klassensatz Grundschulbibeln.
Bibeln gibt es in vielen verschiedenen Ausgaben, hier eine Auswahl:
Die Bibel einmal ganz durchgelesen, das haben die wenigsten Leute.
Tatsächlich ist die Bibel ein sehr dickes Buch und viele finden es anstrengend, die Bibel ganz durchzulesen.
Zurzeit von Martin Luther haben die Leute auch nicht die Bibel gelesen.
Das hatte aber andere Gründe.
Findest du wenigstens das Wort „Jesus“?
Kannst du diesen Text verstehen?
Nein?
Aber so ging es den Menschen zur Zeit Luthers:
Sie konnten die Bibel nicht verstehen, weil es die Bibel damals nur auf Latein gab.
(Es gab sie auch im hebräischen Original – AT – und im griechischen Original – NT -, aber das war jetzt auch nicht besser).
Lange Zeit schien das niemand aufzufallen.
Das Meiste, was damals geschrieben wurde, das wurde auf Latein geschrieben, das Wenigste auf Deutsch.
Latein war die Sprache der Gelehrten und Gebildeten.
Es gab damals viele Menschen, die Latein schreiben und sogar fließend sprechen konnten!
Latein war die Sprache in der Kirche: Fast alles, was im Gottesdienst gesagt wurde, geschah auf Latein.
Aber die einfachen Leute verstanden weder das, was in der Bibel stand, noch das, was im Gottesdienst gesagt wurde.
Ein zweiter Grund, warum die meisten Menschen damals die Bibel nicht lesen konnten:
Sie konnten gar nicht lesen und schreiben.
So etwas wie eine allgemeine Schulpflicht gab es nämlich nicht.
Bücher waren sowieso lange Zeit etwas sehr Seltenes.
Alles wurde mit der Hand geschrieben, sogar Bücher.
Um eine Bibel abzuschreiben, brauchte ein Schreiber (das war im Mittelalter ein Beruf) ungefähr ein halbes Jahr.
Aber plötzlich gab es mehr Bücher und einen Grund, lesen und schreiben zu lernen …
Johannes Gutenberg
Eine Druckerpresse
Bibel
Bibel
Eines der ersten Bücher, das Gutenberg mit seiner phantastischen Druckerpresse druckte, war die Bibel. Natürlich siehst du hier keine der echten Bibeln, die Gutenberg damals druckte. Die waren damals schon richtig teuer und heute sind sie unbezahlbar wertvoll. Aber wir haben einen Nachdruck im Bücherregal.
… Johannes Gutenberg hatte 1450 die Druckerpresse erfunden und Bücher mussten nicht mehr mit der Hand abgeschrieben werden.
Plötzlich gab es viel mehr Bücher!
Trotzdem:
Bücher waren noch immer sehr teuer und meistenteils immer noch auf Latein.
Ich vermute, es gibt kein Bild von Neufahrn aus der Zeit Luthers, aber ungefähr so darfst du es dir vorstellen
Stell dir vor, du hättest vor 500 Jahren in Neufahrn gelebt:
In der kleinen Dorfkirche gibt es gerade mal ein Buch, das man für den Gottesdienst braucht, und in dem einige wenige biblische Texte, natürlich auf Latein, zu finden sind.
Sonst gibt es kein einziges Buch in Neufahrn.
Auch der Dorfpfarrer kann gerade mal lesen und Buchstaben entziffern.
Latein kann er aber nicht und er versteht nicht, was er da liest.
Na so was! In der Mintrachinger Kirche findet man ein Bild des heiligen Hieronymus. Und was für ein Buch er in der Hand hält und schreibt das ist ja wohl klar, oder? Es ist die …
Dabei hatte er es so gut gemeint!
Schon einmal, über 1000 Jahre vor Luther, war Folgendes passiert:
Die Menschen im Westen des römischen Reiches verstanden kein Griechisch mehr.
Das Neue Testament war aber in Griechisch geschrieben und vom Alten Testament, das ja ursprünglich in Hebräisch verfasst wurde, gab es auch nur eine griechische Übersetzung!
… Vulgata, die Bibel ins Lateinische übersetzt für die einfachen Leute seiner Zeit.
Da handelte der heilige Hieronymus entschlossen:
In Betlehem, am Geburtsort Jesu, übersetzte Hieronymus die Bibel in ein einfaches Latein, wie es in den Straßen Roms und Italiens gesprochen wurde.
Er nannte sein Werk „Vulgata“: Volksbibel.
So konnten die Menschen damals das Wort Gottes lesen und verstehen.
1000 Jahre vergingen und die schöne Bibelübersetzung des Hieronymus aus dem Griechischen in das Lateinische verstanden nur noch die Gelehrten.
Wer würde es sich zutrauen, die Bibel neu zu übersetzen, in die Sprache der Menschen auf der Straße?
Die Zeit war reif …
Was denkst du: Wie lange braucht man, um die ganze Bibel einmal durchzulesen?
Jemand denkt sich einen Satz aus und flüstert ihn seinem Nachbarn ins Ohr.
Der Nachbar flüstert jetzt den Satz dem nächsten Nachbarn ins Ohr, der wieder dem nächsten, bis alle dran waren.
Der Letzte darf dann laut sagen, was ihm ins Ohr geflüstert wurde.
Bei diesem Spiel passiert meistens folgendes:
Das, was der Letzte ins Ohr geflüstert bekommt, ist nicht das, was der Erste sich ausgedacht hat.
Der Satz hat sich verändert!
Vielleicht lautete der Satz: „Im Frühling blühen viele Blumen.“
Und das hört vielleicht der Letzte:
„Friedelbum“ oder etwas Ähnliches.
Warum?
Entweder es wurde nicht richtig verstanden, was einem ins Ohr geflüstert wurde, oder man hat einfach beim Weitersagen etwas von dem Satz vergessen.
Manchmal verändern Mitspieler auch mit Absicht den Satz.
Das passiert ganz oft auch im Alltag.
Wenn etwas nur gesagt wird, wird es oft gleich wieder vergessen.
Damit man sich an das wieder erinnern kann, was man vergessen hat, gibt es ein sehr gutes Hilfsmittel:
Man schreibt es auf, bevor man es vergisst.
Schreiben und lesen, das sind doch die zwei wichtigen Sachen, die man in der Schule lernt, nicht wahr?
Mit den Geschichten über Jesus war das so eine ähnliche Sache.
Die Jünger und Jüngerinnen erzählten allen Menschen von Jesus.
Viele Menschen begannen deshalb auch an Jesus zu glauben.
Auch sie erzählten wieder anderen Menschen von Jesus.
Auch diese Menschen begannen an Jesus zu glauben und erzählten wieder anderen Menschen von Jesus – merkst du was?
Erinnert dich das an das Spiel „Stille Post“?
Wie lange denkst du, dass das gut gegangen wäre?
„Jesus hat den Tod besiegt, halleluja!“ wäre dann zu „Josef liebt Julia“ oder etwas Ähnlichem geworden.
Deshalb war es sicher eine gute Idee, dass die Geschichten von Jesus aufgeschrieben wurden.
Das war in der Zeit zwischen 40 bis 70 Jahren nach Jesu Tod und Auferstehung der Fall.
In der Bibel finden wir heute, also 2000 Jahre später, gleich vier Berichte über das, was Jesus getan und gesagt hat.
Matthäus
Markus
Lukas
Johannes
Der erste Evangelist
Markus war der erste, der auf die Idee kam, eine Geschichte von allem über Jesus aufzuschreiben.
Er kam auch auf die Idee, diese Geschichte „Evangelium“ zu nennen.
Hier kannst du sehen und hören, wie Markus sein Evangelium geschrieben hat.
Tipp: Drücke auf beide Pfeile schnell hintereinander, dann laufen das Video und das Audio gleichzeitig ab und du kannst die Information gleichzeitig sehen und hören.
Für alle Fachleute: Die Bilder sind nicht exakt Geschichten von MarkusSo würde das wohl in der Schule ausschauen, wenn man abschreibt. Markus, Matthäus und Lukas saßen nicht an einem Tisch nebeneinander, selbstverständlich.
Hoppla – da schreibt doch wer ab?
Markus, Matthäus und Lukas haben ziemlich viele Geschichten gleich.
Oft stimmen sogar der Wortlaut und die Reihenfolge überein.
Vielleicht kommt ihr selber drauf, was da passiert ist?
Ja, richtig!
Matthäus und Lukas haben bei Markus abgeschrieben!
Lukas hatte Kopien seiner Quellen. Er hat auch ein Kopie von Markus.
Beim Kibiwe 2017 haben wir Lukas bei der Arbeit zugeschaut.
Seht ihr die vielen Rollen an seinem Schreibpult?
Er hat sie „Quellen“ genannt: Quellen, das hat hier gar nichts mit Wasser zu tun.
Das sind Schriften, bei Lukas sind das Schriften über Jesus, die er gesammelt hat und von denen er abgeschrieben hat.
Eine davon war auch der Markus.
So hat es auch Matthäus gemacht, unabhängig von Lukas.
Auch Matthäus hat Quellen gesammelt und von ihnen abgeschrieben.
Eine davon war auch der Markus.
Inzwischen haben die Forscher eine Idee, wie die Evangelien von Matthäus und Lukas entstanden sind.
Schaut und hört selbst!
Tipp: Drücke auf beide Pfeile schnell hintereinander, dann laufen das Video und das Audio gleichzeitig ab und du kannst die Information gleichzeitig sehen und hören.
Schau mal, welche Geschichten von welchem Evangelist stammt!
Von Markus stammt zum Beispiel die Geschichte, dass Johannes der Täufer Jesus im Jordan getauft hat.
(Und natürlich haben das Matthäus und Lukas von ihm abgeschrieben)
Matthäus
Von Matthäus stammt zum Beispiel die Geschichte von den Weisen aus dem Osten, die Jesus kurz nach seiner Geburt besucht haben.
Sie gehört zu seinem Sondergut.
Lukas
Von Lukas stammt zum Beispiel die Geschichte vom Zöllner Zachäus.
Sie gehört zu seinem Sondergut.
Da fehlt doch einer!
Jetzt fragst du vielleicht – stop, da fehlt doch Johannes! Was ist mit dem?
Johannes kannte wahrscheinlich die anderen Evangelien, aber er hat seinen ganz speziellen Stil und seine ganz eigenen Geschichten über Jesus.
Johannes der Evangelist
Von Johannes stammt zum Beispiel die Geschichte vom ungläubigen Thomas.
Ohne die Evangelisten geht gar nichts!
Im Pfarrzentrum im Kleinen Saal hängt dieses Kreuz.
Oben, unten, rechts und links findet du seltsame Gestalten mit Flügeln.
Wenn du genau hinschaust, dann siehst du, dass jede Gestalt ein Buch hält.
Diese Gestalten sind Symbole für die Evangelisten.
Der Adler oben steht für Johannes, der Löwe links steht für Markus, der Mensch rechts steht für Matthäus und der Stier unten steht für Lukas.
Ohne Matthäus, Markus, Lukas und Johannes wüssten wir heute nichts mehr über Jesus, niemand, kein einziger Mensch auf der Welt.
In jedem Gottesdienst wird eine Geschichte aus den Evangelien vorgelesen.
Als Jesus lebte, da sah es sicher nicht so aus wie heutzutage. Immerhin ist das 2000 Jahre her!
Um sich vorzustellen, wie die Menschen damals lebten, musst du einfach überlegen, was es früher noch nicht gab.
Fällt dir da was ein?
Genau!
Es gab keine Maschinen oder Geräte, die mit Strom betrieben wurden.
Es gab keine Autos und natürlich auch keine Flugzeuge.
Fotoquelle für Erde: Pixabay
Es gab auch keine Computer oder Handys und Telefone gab es auch nicht.
Die Menschen wussten nicht, dass die Erde eine Kugel ist (obwohl einige Leute sich schon damals sicher waren, dass die Erde eine Kugel ist), und Amerika war noch nicht entdeckt.
Es gab auch keine Kater – stop!
Entschuldigung, der Kater hat sich hier aufs Foto geschlichen.
Natürlich gab es schon Katzen.
Fotos gab es damals auch noch nicht, übrigens.
Deshalb ist das Bild, das dir ein Bisschen zeigen will, wie die Menschen damals in Israel zurzeit Jesu lebten, kein Foto, sondern gemalt.
Schau mal, was du da alles entdecken kannst!
Auf dem Bild kannst du einen Olivenbaum, eine Dattelpalme und einen Feigenbaum entdecken.
Rechts siehst du, wie Weintrauben geerntet werden, links oben siehst du, wie aus den Weintrauben der Saft herausgepresst wird.
Natürlich mussten sich die Arbeiter dazu vorher die Füße waschen …
Traktoren gab es noch nicht. Vor den Pflug wurden deshalb Ochsen gespannt.
Und Mähdrescher gab es auch nicht. Es war mühsam, nach der Ernte die Getreidekörner für das Mehl vom Rest, dem Stroh und der Spreu, zu trennen.
Die Getreidekörner wurden mit einer Handmühle zu Mehl gemahlen.
Der Ofen zum Backen stand nicht im Haus, sondern im Freien.
Und gekocht und geheizt wurde auch mit Feuer, aber das hast du dir sicher schon gedacht.
Wenn man Licht brauchte, dann zündete man eine Öllampe an, das ist so etwas Ähnliches wie eine Kerze.
Fließendes Wasser im Haus gab es in Israel nicht. Man holte das Wasser vom Brunnen.
Und oben links siehst du eine Olivenpresse, um aus den Oliven das Olivenöl zu gewinnen.
Unterwegs war man meistens zu Fuß.
Arme Leute hatten oft einen Esel, reiche Leute konnten sich ein Kamel oder Dromedar leisten.
Ziegen und einen Schafhirten gibt es auch zu entdecken.
Die meisten Häuser hatten nur ein Stockwerk und ein flaches Dach.
Gelegentlich gab es Häuser mit spitzen Dächern, auf diesem Bild ist es noch dazu ein besonderes Haus: Zurzeit Jesu gab es noch keine Kirchen. Die Häuser, in denen man sich zum Beten traf, hießen Synagogen.
Um auf das Dach des Hauses zu kommen, hatte man entweder eine einfache Leiter oder eine Treppe außen an der Hauswand.
Der Ort, den dir dieses Bild zeigt, soll Kafarnaum am See Gennesaret sein und natürlich gibt es dort auch Fischer.
Gefischt wurde vom Boot aus mit dem Netz.
Gab es damals schon Schulen?
Oh ja!
Die meisten Kinder in Israel lernten dort Lesen und Schreiben, aber nicht alle Kinder.
Eine Schulpflicht gab es nämlich nicht.
Hatten die Kinder dann einfach frei?
Leider nein.
Wer nicht zur Schule ging, der musste schon als Kind arbeiten.
Besonders arme Menschen konnten es sich nicht leisten, ihre Kinder in die Schule zu schicken.
Damals herrschten die Römer über sehr viele Länder (von den Römern hast du sicher schon mal gehört).
Israel gehörte auch zu den Ländern, die die Römer erobert hatten.
Die Römer bauten feste Straßen für ihre Soldaten und kassierten viel Geld für den Kaiser in Rom.
Dieses Geld heißt übrigens Steuern.
Links vom Stadttor siehst du zwei römische Soldaten, rechts einen Mann, der das Geld für die Römer, also die Steuern, kassiert.
Leute, die das Geld für die Römer kassierten, nannte man Zöllner.
Lastwagen gab es auch nicht, den Ochsenkarren hast du sicher gleich beim ersten Blick entdeckt.
Aber hast du die Bettlerin vor der Synagoge auch gesehen?
Welche Geschichten über Jesus kennst du? Ganz schön viele, oder?
Und wo du die Geschichten findest, das weißt du auch:
Im Neuen Testament, also im NT, dem zweiten Teil der Bibel.
Und das bedeutet, dass sie logischerweise jemand aufgeschrieben haben muss.
Die Jünger und Jüngerinnen Jesu kamen aber nicht gleich nach Jesu Tod und Auferstehung auf die Idee, sich mal aufzuschreiben, was Jesus so alles gesagt hatte und was sie mit ihm erlebt hatten.
Nein!
Sie erzählten allen Menschen von Jesus.
Viele Menschen begannen deshalb auch an Jesus zu glauben.
Auch sie erzählten wieder anderen Menschen von Jesus.
Auch diese Menschen begannen an Jesus zu glauben und erzählten wieder anderen Menschen von Jesus und so wäre das vermutlich ewig weitergegangen.
Kennst du das Spiel „Stille Post“?
Falls nicht, das Spiel geht so:
Jemand denkt sich einen Satz aus und flüstert ihn seinem Nachbarn ins Ohr.
Der Nachbar flüstert jetzt den Satz dem nächsten Nachbarn ins Ohr, der wieder dem nächsten, bis alle dran waren.
Der Letzte darf dann laut sagen, was ihm ins Ohr geflüstert wurde.
Bei diesem Spiel passiert meistens folgendes:
Das, was der Letzte ins Ohr geflüstert bekommen hat, ist nicht das, was der Erste sich ausgedacht hat.
Der Satz hat sich verändert!
Entweder es wurde nicht richtig verstanden, was einem ins Ohr geflüstert wurde, oder man hat einfach beim Weitersagen etwas von dem Satz vergessen.
Manchmal verändern Mitspieler auch mit Absicht den Satz.
Das passiert ganz oft auch im Alltag, aber es gibt ein gutes Hilfsmittel dagegen:
Man schreibt sich auf, was wichtig ist und was man sich merken will.
Nun, natürlich wäre das mit den Jesusgeschichten auch passiert, wären sie nicht irgendwann aufgeschrieben worden.
Dafür zum Glück gleich von vier verschiedenen Leuten:
Wir nennen sie Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.
Matthäus
Markus
Lukas
Johannes
Ihre Geschichten nennt man Evangelium und die vier Jesusgeschichtenschreiber nennt man Evangelisten.
Ohne die vier Evangelisten geht gar nichts!
Im Pfarrzentrum im Kleinen Saal hängt dieses Kreuz.
Oben, unten, rechts und links findest du seltsame Gestalten mit Flügeln.
Wenn du genau hinschaust, dann siehst du, dass jede Gestalt ein Buch hält.
Diese Gestalten sind Symbole für die Evangelisten.
Der Adler oben steht für Johannes, der Löwe links steht für Markus, der Mensch rechts steht für Matthäus und der Stier unten steht für Lukas.
Ohne Matthäus, Markus, Lukas und Johannes wüssten wir heute nichts mehr über Jesus, niemand, kein einziger Mensch auf der Welt.
Bonusmaterial
Der erste Evangelist
Markus war der erste, der auf die Idee kam, eine Geschichte von allem über Jesus aufzuschreiben.
Er kam auch auf die Idee, diese Geschichte „Evangelium“ zu nennen.
Hier kannst du sehen und hören, wie Markus sein Evangelium geschrieben hat.
Tipp: Drücke auf beide Pfeile schnell hintereinander, dann laufen das Video und das Audio gleichzeitig ab und du kannst die Information gleichzeitig sehen und hören.
Für alle Fachleute: Die Bilder sind nicht exakt Geschichten von MarkusAudio zum Video
So würde das wohl in der Schule ausschauen, wenn man abschreibt. Markus, Matthäus und Lukas saßen nicht an einem Tisch nebeneinander, selbstverständlich.
Hoppla – da schreibt doch wer ab?
Markus, Matthäus und Lukas haben ziemlich viele Geschichten gleich.
Oft stimmen sogar der Wortlaut und die Reihenfolge überein.
Vielleicht kommt ihr selber drauf, was da passiert ist?
Ja, richtig!
Matthäus und Lukas haben bei Markus abgeschrieben!
Lukas hatte Kopien seiner Quellen. Er hat auch ein Kopie von Markus.
Beim Kibiwe 2017 haben wir Lukas bei der Arbeit zugeschaut.
Seht ihr die vielen Rollen an seinem Schreibpult?
Er hat sie „Quellen“ genannt: Quellen, das hat hier gar nichts mit Wasser zu tun.
Das sind Schriften, bei Lukas sind das Schriften über Jesus, die er gesammelt hat und von denen er abgeschrieben hat.
Eine davon war auch der Markus.
So hat es auch Matthäus gemacht, unabhängig von Lukas.
Auch Matthäus hat Quellen gesammelt und von ihnen abgeschrieben.
Eine davon war auch der Markus.
Inzwischen haben die Forscher eine Idee, wie die Evangelien von Matthäus und Lukas entstanden sind.
Schaut und hört selbst!
Tipp: Drücke auf beide Pfeile schnell hintereinander, dann laufen das Video und das Audio gleichzeitig ab und du kannst die Information gleichzeitig sehen und hören.
Audio zum Video
Schau mal, welche Geschichte von welchem Evangelist stammt!
Von Markus stammt zum Beispiel die Geschichte, wie Jesus seine Jünger und Jüngerinnen berufen hat.
(Und natürlich haben das Matthäus und Lukas von ihm abgeschrieben)
Von Matthäus stammt zum Beispiel die Geschichte von den Weisen aus dem Osten, die Jesus kurz nach seiner Geburt besucht haben.
Sie gehört zu seinem Sondergut.
Von Lukas stammt zum Beispiel die Geschichte vom Zöllner Zachäus.
Sie gehört zu seinem Sondergut.
Jetzt fragst du vielleicht – stop, da fehlt doch Johannes! Was ist mit dem?
Johannes kannte wahrscheinlich die anderen Evangelien, aber er hat seinen ganz speziellen Stil und seine ganz eigenen Geschichten über Jesus.
Von Johannes stammt zum Beispiel die Geschichte vom großen Fischfang.