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Warum es mehr als eine Kirche gibt - die Geschichte von Martin Luther

Den Himmel gibt es gratis!

Eine Neue im Kloster (1509)

Bevor ich euch weiter die Geschichte von Martin Luther erzähle, möchte ich mit euch einen kleinen Abstecher ins Kloster Nimbschen machen, das natürlich auch im Kurfürstentum Sachsen gelegen ist.

Schwester Ave, Schwester, Elisabeth, Schwester Veronika, Schwester Katharina und Mutter Magdalena

Dort gibt es nämlich eine neue Schwester.

Mutter Magdalena, die Leiterin des Klosters, stellt sie vor:

„Das ist unsere neue Schwester Katharina von Bora. Ihre Eltern haben sie zu uns ins Kloster geschickt. Sie soll hier ein frommes Leben führen und so für sich und ihre Familie Verdienste bei Gott erwerben.“

Das kommt uns doch bekannt vor, oder?

Wieder bestimmen die Eltern, was aus der Tochter werden soll, so wie bei Martin Luther der Vater bestimmte, dass Martin Jura studiert.

So war das damals.

Die Eltern bestimmten, welchen Beruf man ergriff, ob man ins Kloster ging oder nicht, sogar, wen man heiraten durfte!

Die Schwestern im Kloster sticken, lesen fromme Bücher und beten viel.

Katharina erfährt von ihren Mitschwestern: „Brave und schweigsame Mädchen kommen in den Himmel!“

Das klingt logisch, oder?

Aber ist es auch wahr?

Ein überraschendes Geschenk (1511)

Bruder Maximilian und Bruder Leonhard

Auch in Erfurt im Augustinereremitenkloster sind nicht alle Mönche freiwillig im Kloster, zum Beispiel diese beiden hier:

Bruder Maximilian und Bruder Leonhard sind im ganzen Kloster dafür bekannt, dass sie es mit den strengen Regeln nicht so genau nehmen.

Im Hintergrund an der Wand ein sehr beliebtes Motiv im Mittelalter: Das Jüngste Gericht

Hier unterhalten sich die Beiden gerade über den alten Mitbruder Augustinus, der gestern beim Abendgebet eingeschlafen war und dem eine Spinne in seinen offenen Mund gekrabbelt ist.

Sehr lustig!

Ihr Vorgesetzter, Vater Johannes, hat die beiden erwischt und verdonnert sie zum Toilettenputzen.

„Nehmt euch an Beispiel an Bruder Martin, der hält sich immer streng an die Regeln!“, donnert Vater Johannes.

Leonhard entgegnet: „Bruder Martin? Was der tut, das ist doch unmenschlich!“

Maximilian zieht Leonhard schnell weg, bevor es noch mehr Ärger gibt.

Apropos Bruder Martin:

Was ist mit dem eigentlich? Ach, der ist ja auch auf dem Bild! Was macht der denn?

O nein! Obwohl Martin Luther ein vorbildlicher Mönch ist, sein Vorgesetzter hat es ja gerade gesagt, hat er immer noch Angst vor Gott.

Vater Johannes sagt: „Ich mache mir Sorgen um dich, Bruder Martin. Seit sechs Jahren bist du nun bei uns im Kloster. Du wurdest zum Priester geweiht und hast Theologie studiert. Keiner befolgt die Regeln des Klosters so streng wie du!“

Aber Martin schüttelt den Kopf: „Gott ist vollkommen und gerecht. Ich bin ein schlechter Mensch und ein unwürdiger Mönch!“

Vater Johannes sagt: „In Wittenberg hat unser Kurfürst, Friedrich der Weise, eine neue Universität gegründet. Ich schicke dich dorthin, du sollst als Professor dort den Studenten die Bibel erklären.“

Und Vater Johannes gibt Martin Luther eine Bibel: „Nimm und lies, sie gehört dir. Bibeln sind nicht billig, für den Preis bekommt man zwei Ochsen …“

„… oder ein kleines Haus. Schon einmal habe ich so ein teures Buch besessen. Ich habe es verkauft, um meinen Freunden in Erfurt ein Abschiedsfest zu geben, bevor ich ins Kloster gehe. Ob die Bibel ihren Preis wert ist?“ fragt Martin.

Es gibt Menschen auf der Welt, die haben die ganze Bibel tatsächlich durchgelesen, aber ich glaube, es gibt nur einen einzigen Menschen auf der Welt, der (ab diesem Moment) die ganze Bibel jedes Jahr zweimal komplett durchlas.

Dieser Mann war Martin Luther.

Denn er erkannte beim Lesen der Bibel: Dieses Buch ist seinen Preis wert.

Luther erklärt die Bibel (Wintersemester 1515/1516)

Florian und Sigismund

Da sind zwei ja ganz fleißig und das auch noch um sieben Uhr morgens! Tja, so ist das an der Universität in Wittenberg, wo diese beiden, Florian und Sigismund, Theologie studieren. Unterricht an der Uni nennt man „Vorlesung“ und diese zwei sind in der Vorlesung „über den Brief des Apostels Paulus an die christliche Gemeinde in Rom“. Das klingt langweilig, ist es aber nicht, finden die Beiden, weil der Professor einen echt tollen Unterricht macht. Und wer ist der Professor?

Martin Luther!

Der stellt den Studenten gerade so eine typische Lehrerfrage:

„Wie kann man vor Gott Gnade finden und in den Himmel gelangen?“

„Gutes tun!“ antwortet Florian und Sigismund ergänzt: „Gott rechnet nach unserem Tod beim jüngsten Gericht mit uns ab!“

Natürlich waren da mehr Studenten in der Vorlesung, aber wir mussten das auf unserer kleinen bühne im Franziskussaal inszenieren

Luther gibt Florian die Bibel: „Lies mal nach, was Paulus an die christliche Gemeinde in Rom schreibt!“

Florian liest aus der Bibel vor: „Ira dei de coelo …“

„Jaja, das ist Latein, aber du kannst das doch übersetzen, oder?“ fragt Luther.

Florian übersetzt: „Der Zorn Gottes wird vom Himmel her offenbart wider alle Ungerechtigkeit der Menschen. Die Menschen sind voller Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit, Neid und Streit. Wer so handelt, verdient den Tod. Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.“

„Wir kommen alle in die Hölle“, fasst Sigismund zusammen und Florian hat keine Lust mehr weiterzulesen.

„Mir ging es genauso,“ tröstet ihn Luther, „Ich war beinahe versucht, Gott zu hassen. Aber dann habe ich weitergelesen.“

Also liest Florian: „Gratis per gratiam in Iesu Christo …“

„Hast du gerade `gratis‘ gesagt? Das heißt doch `kostenlos, umsonst‘!“ unterbricht ihn Sigismund.

„Florian, übersetzen!“, mahnt Martin Luther.

„Ohne es verdient zu haben werden wir Menschen gerecht, dank der Gnade Gottes, durch die Erlösung in Jesus Christus. Gott macht den gerecht, der an Jesus glaubt. Der aus Glauben Gerechte wird leben,“ übersetzt Florian aus der Bibel.

„Ich glaube, ich habe es verstanden,“ sagt Sigismund.

„Paulus will uns sagen: Wir müssen uns die Liebe Gottes und den Himmel nicht durch gute Taten verdienen. Gott schenkt uns den Himmel, gratis! Wir müssen nur an Jesus glauben!“

Luther ist begeistert: „Du hast verstanden, was uns die Bibel sagen will. Jesus ist für uns Sünder gestorben und hat uns erlöst. Wir müssen keine Angst vor Gott haben!“

Florian hat Bedenken: „Die Pfarrer sagen etwas anderes …“

… aber Luther sagt: „Lasst euch nicht in die Irre führen. Lest die Bibel. In ihr steht die Wahrheit: Jesus hat uns erlöst und Gott schenkt uns den Himmel. Die Bibel hat mein Leben verändert. Sie hat mich frei und glücklich gemacht.“

Die erste Seite der Mitschrift von Sigismund Reichenbach. Die große Schrift ist gedruckt und der Text des Römerbriefes aus der Bibel, außen rum hat Sigismund mit geschrieben, was Luther sagte. Foto aus wikipedia commons

Für alle, die es genau wissen wollen: Natürlich war alles viel komplizierter. Und mit viel mehr Latein. Die Vorlesung, zum Beispiel, fand komplett auf Latein statt.

Aber hier ein kleines Detail am Rande: Einen Studenten mit dem Namen Sigismund Reichenbach gab es wirklich. Er besuchte die Vorlesung über den Römerbrief bei Martin Luther und schrieb fleißig mit. Seine Mitschrift dieser Vorlesung gehört heute zum Weltkulturerbe der Unesco.

Es würde mich freuen, wenn eines eurer Schulhefte in 500 Jahren auch zum Kulturerbe der Vereinten Galaxie gehören könnte.

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Die Bibel erzählt uns von Gott und den Menschen Warum es mehr als eine Kirche gibt - die Geschichte von Martin Luther

Die Bibel – ein Buch mit sieben Siegeln?

Kann man erkennen, was da auf dem Bild zu sehen ist?

Genau, es ist ein Klassensatz Grundschulbibeln.

Bibeln gibt es in vielen verschiedenen Ausgaben, hier eine Auswahl:

Die Bibel einmal ganz durchgelesen, das haben die wenigsten Leute.

Tatsächlich ist die Bibel ein sehr dickes Buch und viele finden es anstrengend, die Bibel ganz durchzulesen.

Zurzeit von Martin Luther haben die Leute auch nicht die Bibel gelesen.

Das hatte aber andere Gründe.

Findest du wenigstens das Wort „Jesus“?

Kannst du diesen Text verstehen?

Nein?

Aber so ging es den Menschen zur Zeit Luthers:

Sie konnten die Bibel nicht verstehen, weil es die Bibel damals nur auf Latein gab.

(Es gab sie auch im hebräischen Original – AT – und im griechischen Original – NT -, aber das war jetzt auch nicht besser).

Lange Zeit schien das niemand aufzufallen.

Das Meiste, was damals geschrieben wurde, das wurde auf Latein geschrieben, das Wenigste auf Deutsch.

Latein war die Sprache der Gelehrten und Gebildeten.

Es gab damals viele Menschen, die Latein schreiben und sogar fließend sprechen konnten!

Latein war die Sprache in der Kirche: Fast alles, was im Gottesdienst gesagt wurde, geschah auf Latein.

Aber die einfachen Leute verstanden weder das, was in der Bibel stand, noch das, was im Gottesdienst gesagt wurde.

Ein zweiter Grund, warum die meisten Menschen damals die Bibel nicht lesen konnten:

Sie konnten gar nicht lesen und schreiben.

So etwas wie eine allgemeine Schulpflicht gab es nämlich nicht.

Bücher waren sowieso lange Zeit etwas sehr Seltenes.

Alles wurde mit der Hand geschrieben, sogar Bücher.

Um eine Bibel abzuschreiben, brauchte ein Schreiber (das war im Mittelalter ein Beruf) ungefähr ein halbes Jahr.

Aber plötzlich gab es mehr Bücher und einen Grund, lesen und schreiben zu lernen …

… Johannes Gutenberg hatte 1450 die Druckerpresse erfunden und Bücher mussten nicht mehr mit der Hand abgeschrieben werden.

Plötzlich gab es viel mehr Bücher!

Trotzdem:

Bücher waren noch immer sehr teuer und meistenteils immer noch auf Latein.

Ich vermute, es gibt kein Bild von Neufahrn aus der Zeit Luthers, aber ungefähr so darfst du es dir vorstellen

Stell dir vor, du hättest vor 500 Jahren in Neufahrn gelebt:

In der kleinen Dorfkirche gibt es gerade mal ein Buch, das man für den Gottesdienst braucht, und in dem einige wenige biblische Texte, natürlich auf Latein, zu finden sind.

Sonst gibt es kein einziges Buch in Neufahrn.

Auch der Dorfpfarrer kann gerade mal lesen und Buchstaben entziffern.

Latein kann er aber nicht und er versteht nicht, was er da liest.

Na so was! In der Mintrachinger Kirche findet man ein Bild des heiligen Hieronymus. Und was für ein Buch er in der Hand hält und schreibt das ist ja wohl klar, oder? Es ist die …

Dabei hatte er es so gut gemeint!

Schon einmal, über 1000 Jahre vor Luther, war Folgendes passiert:

Die Menschen im Westen des römischen Reiches verstanden kein Griechisch mehr.

Das Neue Testament war aber in Griechisch geschrieben und vom Alten Testament, das ja ursprünglich in Hebräisch verfasst wurde, gab es auch nur eine griechische Übersetzung!

… Vulgata, die Bibel ins Lateinische übersetzt für die einfachen Leute seiner Zeit.

Da handelte der heilige Hieronymus entschlossen:

In Betlehem, am Geburtsort Jesu, übersetzte Hieronymus die Bibel in ein einfaches Latein, wie es in den Straßen Roms und Italiens gesprochen wurde.

Er nannte sein Werk „Vulgata“: Volksbibel.

So konnten die Menschen damals das Wort Gottes lesen und verstehen.

1000 Jahre vergingen und die schöne Bibelübersetzung des Hieronymus aus dem Griechischen in das Lateinische verstanden nur noch die Gelehrten.

Wer würde es sich zutrauen, die Bibel neu zu übersetzen, in die Sprache der Menschen auf der Straße?

Die Zeit war reif …

Was denkst du: Wie lange braucht man, um die ganze Bibel einmal durchzulesen?

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1. Klasse

Was ist dieser Jesus für ein Mensch?

Wir Leute in Neufahrn haben alle möglichen Sachen, um in die Schule oder in die Arbeit zu kommen: Roller, Fahrräder, Motorräder, Autos …

… aber niemand fährt dafür mit dem Boot.

Das liegt, das weiß jedes Kind, daran, dass uns so was fehlt:

Bild von dozemode auf Pixabay

Wenn wir Bootfahren, dann im Urlaub oder im Sommer zum Spaß auf dem Mühlsee.

Wir sind Landratten.

Jesus in Nazaret. Weit und breit kein See oder Fluss.

Jesus war auch eine Landratte.

Dort, wo er aufgewachsen ist, in Nazaret, gibt es auch keinen See oder Fluss in der Nähe.

Aber Jesus hat coole Freunde.

Die wohnen am See Gennesaret und haben ein Boot, sogar ein richtig großes Segelboot.

Die sind ja Fischer und im Gegensatz zu Jesus wissen sie auch, wie diese ganzen Segel heißen, wie man so ein Boot steuert und so weiter, und so weiter …

Jesus liebt Bootfahren.

Uns so bittet er eines Tages seine Jünger: „Lasst uns über den See fahren!“

Die Jünger sagen: „Natürlich, Jesus, für dich machen wir gerne das Boot startklar!“

Und schon geht es los.

Jesus und die Jünger steigen ein, das Boot legt ab und die Jünger setzen die Segel.

Das Boot gleitet auf den See hinaus.

Auf dem See ist es wunderbar ruhig. Die Jünger steuern das Boot und Jesus …

Jesus liegt ganz vorne und schläft

… hat es sich hinten im Boot auf einem Kissen bequem gemacht und schläft.

„Psst!“ sagen die Jünger zueinander. „Seid ganz leise! Jesus schläft!“

Wovor hast du Angst?

Vor der Dunkelheit? Vor Tieren? Vor Krankheiten? Vor Alpträumen?

Ich weiß, das ist eine sehr persönliche Frage.

Alle Menschen haben Angst. Manche haben sogar Angst davor, zuzugeben, dass sie Angst haben.

Weißt du wovor die Jünger, die Fischer waren und jede Nacht auf dem See waren, am meisten Angst hatten?

Ich sage es dir: Vor einem Sturm.

Wenn ein Sturm kommt, dann können die Jünger das Boot nicht mehr kontrollieren.

Dann bestimmt der Sturm, wohin das Boot fährt.

Der Sturm fährt ins Wasser und plötzlich ist der See nicht mehr ruhig und glatt.

Riesige Wellen, größer als das Boot, türmen sich auf.

Der Sturm wirft das Boot hin und her und die riesigen Wellen schlagen in das Boot hinein.

Und das ist passiert.

Plötzlich ist ein gewaltiger Sturm gekommen.

Das Boot wird hoch gehoben und wieder runtergedrückt, und im Boot sammelt sich eine gefährliche Menge an Wasser.

Die Jünger sind gegen diesen Sturm machtlos. Sie haben Todesangst.

Und Jesus …

… liegt hinten im Boot und schläft.

Die Jünger wecken ihn: „Jesus, siehst du nicht, dass wir ertrinken?“

Jesus fragt: „Warum habt ihr solche Angst? Ich bin doch bei euch!“

Bug ist bei einem Boot vorne und Heck ist bei einem Boot hinten.

Jesus steht auf und geht an den Bug des Bootes.

Er ruft: „Sturm, sei still!“

Und sofort tritt Stille ein.

Die Jünger fragen sich gegenseitig: „Was ist dieser Jesus für ein Mensch, dass ihm der Sturm und die Wellen gehorchen?“

Hat dieser Jesus etwa Superkräfte? Kann er zaubern?

Nein, das ist nicht die richtige Antwort.

Eine Schülerin in der 1. Klasse hat diese Frage mal so beantwortet: „Jesus kann heilen und er kann den Sturm beruhigen, weil Gott ihm hilft.“

Das ist die richtige Antwort.

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Warum es mehr als eine Kirche gibt - die Geschichte von Martin Luther

Was fürchtest du am meisten auf dieser Welt?

Die Bilder stammen vom Kibiwe 2016 und wurden von Gabi Neubauer aufgenommen.

Vielen Dank!

Ein Fest im Hause Luther

(Sommer 1505)

Margarete, die Mutter von Martin Luther

In dem kleinen Städtchen Mansfeld im Kurfürstentum Sachsen deckt Frau Margarete Luther den Tisch in der guten Stube.

Es gibt ein großes Fest zu feiern!

Johann, der Vater von Martin Luther

Auch Johann Luther ist stolz und glücklich.

Er hat sich von einem einfachen und armen Bauernjungen mit viel Fleiß und Sparsamkeit hochgearbeitet.

Heute besitzt er vier Kupferminen und ist ein angesehener Bürger in der Stadt Mansfeld.

Der Vater, Martin Luther und sein Bruder Hans

Seine Söhne sollen es einmal besser haben:

Sein Sohn Hans wird eines Tages seinen Platz einnehmen.

Für seinen Sohn Martin hat er andere Pläne:

Den hat er schon als kleinen Jungen auf die Lateinschule in Mansfeld geschickt, damit er dort eben Latein lernt, die Sprache der Gelehrten, dann auf die Schulen nach Magdeburg und Eisenach und zu guter Letzt auf die Universität nach Erfurt.

Jetzt kommen die Nachbarn.

Der Vater hat sie eingeladen, damit sie sehen, wie weit er es gebracht hat.

Bitte nicht wundern, dass auf den Bildern der Vater mal eine Brille trägt und mal nicht, die Mutter ein dunkelgrünes Gewand und dann ein hellgrünes: Die Fotos stammen wie immer von verschiedenen Proben und Vorstellungen.

Der Vater hält eine Rede:

„Heute ist ein großer Tag für unsere Familie, denn Martin, mein lieber Sohn, hat vor wenigen Wochen die Prüfungen an der Universität in Erfurt mit allen Ehren bestanden und darf sich jetzt Magister Artium nennen.“

Peter, der Sohn der Nachbarn, fragt: „Was ist das?“ und Hans erklärt es ihm:

„Das ist ein gelehrter Mann, der fließend Latein spricht, in der Redekunst, der Mathematik und der Philosophie bewandert ist und den Lauf der Sterne kennt.“

Links die Nachbarn, Familie Bergmann

„Da werden sich die Mädchen in Mansfeld wohl nach Eurem Martin umschauen,“ sagt der Nachbar.

Aber der Vater antwortet:

„Unser kleines Mansfeld ist für meinen Martin nicht mehr gut genug.

Es ist mein Wunsch und Wille, dass er in Erfurt Jura studiert und eines Tages Berater unseres Kurfürsten wird und so unserer Familie und natürlich auch unserem Städtchen Mansfeld zu Einfluss und Reichtum verhilft.“

Der Vater hat ein Geschenk für Martin: Es ist ein Buch, dass Martin für sein Studium brauchen wird.

Das Buch war nicht billig: Es ist so wertvoll wie zwei Ochsen oder ein kleines Haus.

„Wie kann ein Buch so teuer sein?“ fragt Hans.

Martin erklärt: „Früher waren Bücher noch unbezahlbar teuer, denn man musste sie mit der Hand schreiben.

Seit 50 Jahren gibt es den Buchdruck und Bücher werden gedruckt, aber sie sind immer noch sehr wertvoll.

Ich danke Euch, Vater.“

Der Vater sagt: „Lasst uns die Becher erheben auf eine glänzende Zukunft für dich, Martin, unsere Familie und auch unser kleines Mansfeld!“

Auf dem Weg von Mansfeld nach Erfurt

(2. Juli 1505)

Peter, Martin Luther und sein Bruder Hans

Martin macht sich auf den Weg zurück nach Erfurt.

Peter und Hans verabschieden ihn.

Hans fragt Martin: „Warum bist du so griesgrämig? Das ist mir schon beim Fest aufgefallen!“

Martin antwortet: „Hast du keine Angst, Angst vor dem Tod?

Ich habe Angst davor, nach dem Tod vor Jesus Christus zu stehen, der ein strenger Richter ist.

Er wird mich wegen meiner Sünden verdammen. Ich habe Angst in die Hölle zu kommen.“

In der Mitte sieht man Jesus als Richter. Links (von Jesus aus gesehen rechts) stehen die Leute, die in den Himmel kommen, rechts (von Jesus aus gesehen links) die Leute, die in die Hölle kommen. So stellten sich Martin Luther und viele Menschen zu seiner Zeit Jesus vor. Ich hoffe, du stellst dir Jesus nicht so vor! Bild aus wikipedia

(Vielleicht wunderst du dich, dass Martin vor Jesus, der Hölle und natürlich auch Gott so viel Angst hatte, aber alle Menschen lebten damals mit dieser Angst.

Die Pfarrer erzählten den Menschen in ihren Predigten viel über die Hölle, die Bischöfe taten es und der Papst auch.

Die Pfarrer, die Bischöfe und der Papst glaubten das auch selbst, das darf man nicht vergessen.)

„Ich bete jeden Tag und mache jedes Jahr zu Fuß eine Wallfahrt,“ entgegnet Hans.

„Und ich habe ein heiliges Amulett mit einem Haar der heiligen Anna,“ erwidert Peter.

„Gott ist streng, unbestechlich und gerecht,“ sagt Martin.

„Eines Tages werde ich vor unserem Herrn Jesus Christus stehen und er wird Rechenschaft von mir fordern. Davor fürchte ich mich mehr als vor allem anderen auf der Welt.“

Dann macht Martin sich auf den Weg.

Er geht wie immer zu Fuß (von Mansfeld nach Erfurt sind es übrigens über 80 Kilometer), da gerät er in ein Gewitter.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Ein Blitz schlägt direkt neben ihm ein.

Martin hat Todesangst und er ruft:

„Ich will mein Leben ändern und es Gott weihen! Heilige Anna, ich will ein Mönch werden!“

Martin Luther trat in das Augustinereremiten-Kloster in Erfurt ein. „Augustinereremit“ ist ein tolles Wort, aber du musst es dir nicht merken.

Und so geschah es.

Martin brach sein Studium ab und trat in ein strenges Kloster in Erfurt ein.

Dort wurde er Mönch.

Sein Leben bestand jetzt aus Schweigen, Arbeiten, Fasten und Beten.

Aber Martin dachte sich: „Wenn ich mich an die strengen Regeln im Kloster halte, dann brauche ich keine Angst mehr vor Gott zu haben.“

Sein strenger Vater war nicht einverstanden damit, das kannst du dir denken.

Aber Martin fürchtete sich vor Gott mehr als vor seinem Vater.

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Warum es mehr als eine Kirche gibt - die Geschichte von Martin Luther

Katholisch, evangelisch, orthodox – hat Jesus etwa mehrere Kirchen gegründet?

In Neufahrn gibt es verschiedene Kirchen.

Das ist die älteste Kirche in Neufahrn, die alte Kirche.

Weil sie inzwischen zu klein ist, gibt es seit mehr als 50 Jahren eine größere Kirche.

Das ist die Franziskuskirche. Zurzeit sind wir richtig froh, dass diese Kirche so groß ist.

Eigentlich heißt diese Kirche Auferstehungskirche, aber meistens nennen wir sie „evangelische Kirche“.

Weil, wie jedes Kind weiß, das eben die evangelische Kirche ist und die anderen Kirchen katholische Kirchen sind.

Das kennen wir ja auch von der Schule: Da gibt es den katholischen und den evangelischen Religionsunterricht.

Eine orthodoxe Kirche von Innen. Findest du nicht auch die vielen schönen Bilder beeindruckend? Man nennt sie „Ikonen“. (Aufnahme von Jonatanya auf Pixabay)

Es gibt auch noch die orthodoxen Kirchen.

Die Orthodoxen haben in Neufahrn kein eigenes Kirchengebäude, aber in München gibt es orthodoxe Kirchen.

Das ist natürlich nicht der echte Jesus! Aber vom Kibiwe 2017 ist es immer noch mein Lieblingsbild

Die Katholischen, Evangelischen und Orthodoxen sind Christen.

Sie haben alle gemeinsam, dass sie an Jesus Christus glauben.

Aber hast du schon einmal überlegt, warum es diese verschiedenen Kirchen bei den Christen gibt?

Hat Jesus etwa mehrere Kirchen gegründet?

Sieht nicht so aus, als würde Jesus seine Jünger und Jüngerinnen gerade in katholisch, evangelisch oder orthodox einteilen …

Natürlich nicht.

Und deshalb schlussfolgern wir messerscharf:

Irgendwann in den 2000 Jahren zwischen Jesus und uns sind wohl die verschiedenen Kirchen entstanden.

So sah es im Jahr 476 aus:
Links, die blauen Flächen, das sind die Reste des römischen Weltreiches im Westen.
Rechts, die roten Flächen, das ist das römische Weltreich im Osten.
Im Westen entwickelte sich die katholische Kirche,
im Osten die orthodoxen Kirchen.
Das Bild ist von Cthuljew, beschriftet von mir

Die orthodoxen Kirchen und die katholische Kirche haben sich einfach im Laufe der Jahrhunderte „auseinandergelebt“.

Während im Westen das römische Reich unterging, bestand es im Osten bis 1453 noch weiter.

Ebenso entwickelte sich die Kirche im Westen anders als im Osten und es entstand die katholische Kirche im Westen und die orthodoxen Kirchen im Osten.

Das ist eine Statue von Martin Luther. Sie steht in Dresden, der Landeshauptstadt vor Sachsen, vor der Frauenkirche, Bildquelle Hans Braxmeier auf Pixabay

Die Geschichte der evangelischen Kirchen beginnt vor ungefähr 500 Jahren mitten in Deutschland, in Sachsen.

Sie beginnt mit einem Mann namens Martin Luther, von dessen Leben ich dir in den nächsten Wochen erzählen will.

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1. Klasse

Kommt und seht! – Jesus beruft seine Jünger und Jüngerinnen

Bild von dozemode auf Pixabay

Das ist der See Gennesaret. Er befindet sich im Norden des Landes Israel.

Dort, am Ufer des Sees, liegt die Stadt Kafarnaum. Kafarnaum ist eine sehr kleine Stadt. Dort leben einfache Menschen. Sie sind Bauern, Handwerker und …

… Fischer.

Abends fahren die Fischer mit ihren Booten los.

Fast die ganze Nacht werfen sie auf dem See ihre Netze aus und hoffen, dass sie viele Fische fangen.

Am frühen Morgen fahren sie wieder nach Kafarnaum zurück.

Dann sortieren sie die Fische, die sie gefangen haben.

Die kleinen Fische setzen sie wieder zurück in den See. Die müssen erst noch wachsen und größer werden.

Die großen Fische werden ausgenommen und verkauft.

Von dem Geld, das sie dafür bekommen, leben die Fischer und ihre Familien.

Dann waschen die Fischer ihre Netze und hängen sie zum Trocknen auf.

Sie kontrollieren die Netze, ob sie gerissen sind.

Wenn das Netz ein Loch hat, dann flicken sie es mit Nadel und Faden.

Dann gehen sie heim, ruhen sich aus, essen etwas und warten, bis es Abend ist.

Abends fahren sie wieder mit ihren Booten hinaus auf den See.

Eines Tages kommt Jesus nach Kafarnaum.

Er erzählt den Menschen dort: Gott ist wie ein Vater. Er liebt alle Menschen.

Jesus heilt Kranke.

Die Menschen in Kafarnaum sehen: Gott meint es gut mit uns.

Jesus sagt zu den Fischern: Kommt mit mir mit und folgt mir nach.

Hört, was ich den Menschen zu sagen habe, und seht, was ich tue.

Ich will, dass ihr meine Jünger seid.

(Ein Jünger ist so etwas wie ein Schüler und ein Freund.)

Was sagst du? Was sollen die Fischer machen? Weiterfischen oder mit Jesus mitgehen?

Vielleicht sagen sie: Wir kennen diesen Jesus noch nicht gut genug.

Oder vielleicht sagen sie: Alles besser als jeden Tag Fische fangen. Ich kann die Fische schon nicht mehr riechen!

Jesus und seine Jünger Andreas, Jakob, Johannes und Petrus.

Einige Fischer sind mit Jesus mitgegangen und seine Jünger geworden.

Ganz links der Jünger namens Thomas

Jesus hat nicht nur Fischer zu seinen Jüngern berufen, übrigens. Und …

Ganz links die Jüngerin namens Susanna, rechts neben Jesus die Jüngerin Maria Magdalena

… Jesus hat nicht nur Männer als seine Jünger berufen.

Jesus hatte auch Jüngerinnen.

Übrigens: Kaum hatte ich die Landschaft aufgebaut, kam unser Kater des Weges.

Er interessierte sich sehr für das Boot, …

… dann machte er es sich auf den Stoffen gemütlich.

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2. Klasse

Jesus und Johannes

Hast du dir schon einmal überlegt, wer dein Vorbild ist?

Vielleicht sollten wir zuerst klären, was ein Vorbild überhaupt ist.

Vorbilder, das sind Menschen, meistens übrigens ältere oder größere Menschen.

Das hat damit zu tun, dass wir ja älter werden und nicht jünger.

Wenn man einen anderen Menschen zum Vorbild hat, dann denkt man sich:

So wie der oder die will ich auch sein oder mal werden!

Jeder Mensch hat andere Vorbilder.

Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass Menschen in unterschiedlichen Familien leben und unterschiedliche Menschen kennen.

Jetzt kannst du noch einmal überlegen:

Wer ist dein Vorbild?

Heute will ich dir von dem Mann erzählen, der ein Vorbild für Jesus war.

Pass auf, es geht los!

Der Fluss Jordan, Aufnahme von Daniel Ventura

Viele Menschen kommen jeden Tag zum Jordan.

Normalerweise ist dort nicht viel los.

Der Jordan fließt durch die Wüste und es wohnen dort nicht viele Menschen.

Die folgenden Fotos stammen vom Kibiwe 2017, Gabi Neubauer hat sie gemacht

Doch Johannes lebt dort am Jordan in der Wüste und die Menschen kommen um ihm zuzuhören.

Johannes ist nicht nett zu den Menschen, die zu ihm kommen.

Er schimpft sie.

Er redet ihnen ins Gewissen:

„Seht ihr nicht, wie viel Böses ihr tut?

Ihr führt Krieg, ihr stehlt und betrügt und lasst die armen Menschen verhungern.

Das muss sofort aufhören!

Ihr müsst euch bessern!

Bald kommt das Ende der Welt!

Dann wird Gott die Guten belohnen und die Bösen bestrafen!“

Die Menschen sagen:

„Johannes spricht die Wahrheit.

Er ist glaubwürdig.

Er lebt das, was er verkündet.

Er isst nur, was er in der Wüste findet, wilden Honig und Heuschrecken.

Er kleidet sich in einfache, grobe Gewänder.“

Die Menschen fragen: „Was sollen wir tun?“

Johannes antwortet:

„Hört auf Böses zu tun!

Wendet keine Gewalt mehr an, betrügt nicht mehr und teilt mit den armen Menschen!

Lasst euch von mir hier im Wasser des Jordans taufen als Zeichen, dass es euch ernst ist mit eurer Umkehr und dass ihr euch bessern wollt!“

Viele lassen sich taufen.

Manche bleiben bei Johannes, leben wie er und helfen ihm beim Taufen.

Das sind seine Jünger.

Unter ihnen ist einer, der sich gern von Johannes taufen ließ … Jesus.

Als Jesus sich von Johannes taufen lässt, da spürt er:

„Gott ist mein Vater!

Auf Gott will ich vertrauen und seinen Willen tun so wie Johannes.“

Johannes ist sein Vorbild.

Johannes lebt gefährlich.

Nicht die Wüste wird ihm zum Verhängnis.

Es sind die Mächtigen im Land.

Denn er kritisiert auch sie und ihr schlechtes Leben.

Das lassen sie sich nicht gefallen.

Herodes Antipas, ein Sohn von Herodes dem Großen, lässt Johannes ins Gefängnis werfen und den Kopf abschlagen.

Johannes ist tot.

Kannst du dir vorstellen, wie sich Jesus fühlt?

Es war nicht einfach für Jesus in der Wüste, aber die Bibel erzählt, dass er dort seinen Weg gefunden hat

Jesus geht ganz weit in die Wüste hinein.

Er bleibt dort 40 Tage und Nächte.

In der Wüste erfährt Jesus:

Das Gute ist stärker als das Böse.

Das Leben ist stärker als der Tod.

Gott wird alles gut machen.

Das Reich Gottes hat schon begonnen.

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Der Auszug aus Ägypten - Die Geschichte von Mose

Ein jähes Ende und ein neuer Anfang

Wenige Tage später kommt Mose an der Baustelle vorbei, da sieht er Folgendes: Ein hebräischer Sklave ist gestürzt und die Lehmziegel, die er trug, sind zu Bruch gegangen.

Der Aufseher nimmt seine Peitsche und schlägt auf den Sklaven ein.

Da greift Mose ein.

Er geht auf den Aufseher los und schubst ihn zu Boden.

„Du schlägst nicht meine Brüder,“ ruft er. „Hörst du?“

Der Aufseher kann ihn nicht hören.

Der Aufseher ist tot.

„Ich habe ihn umgebracht,“ denkt Mose. „Was soll ich nur tun?“

Mose sieht sich um.

Niemand ist in der Nähe, auch der hebräische Sklave, der gestürzt war, ist nicht zu sehen.

Schnell packt Mose den toten Aufseher, zieht ihn hinter eine Mauer und geht.

Am nächsten Tag kommt Mose wieder an der Baustelle vorbei.

Da sieht er, wie zwei hebräische Männer miteinander kämpfen.

Schnell geht Mose dazwischen und trennt die Streithähne.

„Warum kämpft ihr miteinander?“ fragt er. „Ihr seid doch beide Hebräer und Brüder!“

Der eine, es ist Ahira, antwortet Mose: „Wer hat dich zu unserem Streitschlichter gemacht? Du hast uns gar nichts zu sagen!“und der andere, es ist Elizur, sagt:

„Wir haben doch gesehen, wie du einen von deinen Leuten, den ägyptischen Aufseher, erschlagen hast. Willst du uns auch erschlagen wie ihn?“

Daraufhin flieht Mose aus Ägypten und macht sich auf den Weg in ein fernes Land.

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Er wandert wochenlang durch die Wüste, bis er im Land Midian angekommen ist. Dort macht er an einem Brunnen Rast.

Zwei Mädchen kommen zum Brunnen um Wasser für ihre Herden zu schöpfen. Der Fremde am Brunnen ist ihnen nicht geheuer, besonders, als sie sehen, dass er wie ein Ägypter gekleidet ist.

Aber dann kommen zwei andere Hirten und drängen die Mädchen zur Seite.

„Wir waren zuerst da!“ protestieren die Mädchen.

„Das interessiert uns nicht!“ sagen die Hirten.

Mose steht auf und herrscht die Hirten an: „Die Mädchen waren zuerst da!“

„Aber wenn wir kommen, dann müssen sie eben warten!“ sagen die Hirten. „Wir machen das immer so!“

„Aber nicht heute!“ entgegnet Mose scharf.

Die Hirten wollen keinen Ärger und gehen wieder.

Seba, Zippora und Mose

Mose hilft Zippora und Seba beim Wasserschöpfen, dann gehen die Mädchen und Mose setzt sich wieder an den Brunnen.

Jitro und seine Töchter

Jitro, der Vater von Zippora und Seba, wundert sich: „Warum seid ihr heute früher da als sonst, meine Töchter?“

„Ein Ägypter hat uns geholfen und die anderen Hirten verjagt!“ sagt Seba.

Der Vater wird wütend: „Wollt ihr Schande über die Familie bringen? Benimmt man sich so? Was habe ich euch beigebracht?“

„Du hast Recht, Vater, es kommt nicht wieder vor,“ sagen die Töchter.

„Einen Fremden, noch dazu einen, der euch geholfen hat, lässt man nicht einfach am Brunnen sitzen. Geht zum Brunnen und ladet ihn sofort zum Essen ein. Gastfreundschaft ist in Midian das oberste Gebot!“

Die Töchter tun, was der Vater befohlen hat, und holen Mose.

„Willkommen in meinem Zelt!“ begrüßt Jitro den Mose. „Sei unser Gast, so lange du willst. Fühle dich wie zu Hause.“

So geschah es.

Mose blieb bei Jitro und heiratete Zippora. Er hütete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters und niemand fragte ihn, ob er ein Ägypter oder ein Hebräer wäre.

Er gehörte zu Jitros großer Familie und hatte endlich ein Zuhause gefunden.

Ägypten mit dem Nil, die Halbinsel Sinai und Midian: Hier spielt die Geschichte von Mose
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Der Auszug aus Ägypten - Die Geschichte von Mose

Wer bist du, Mose – ein Ägypter oder ein Israelit?

Vorgeschichte

Es ist echt schwierig, Jakobs Familie auf ein einziges Foto zu bekommen. Kibiwe 2008

Die Geschichte von Jakob und seinen zwölf Söhnen kennst du und auch wie es mit seinen zwölf Söhnen weiterging.

Kibiwe 2010

Joseph, den sie in den Brunnen geworfen hatten, stieg in Ägypten von einem einfachen Sklaven zum Herrn über Ägypten auf, der nicht nur ganz Ägypten, sondern auch seine Familie vor dem Hungertod rettete.

Kibiwe 2010

Die Bibel erzählt, dass die ganze Familie samt ihren Herden nach Ägypten auswanderte und sich dort niederlassen durfte.

Es ist ein bisschen seltsam, dass die Bibel nichts über diese Zeit erzählt …

Mehrere Jahrhunderte gingen ins Land. Die Bibel schweigt sich darüber aus, was in dieser Zeit passiert ist.

Die Geschichte, die ich dir ab heute erzähle, beginnt in Ägypten mit den Nachfahren der zwölf Söhne Jakobs. Manchen von euch wird sie bekannt vorkommen: Es ist die Geschichte vom Kibiwe 2019.

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, stammen von Gabi Neubauer. Vielen Dank!

Auf der Baustelle

Kannst du erkennen, was hier auf diesem Bild passiert?

Wenn du denkst: „Das ist eine Baustelle!“, dann liegst du richtig. Hier werden Lehmziegel hergestellt.

Vielleicht siehst du auch, dass die Menschen auf diesem Bild unterschiedlich angezogen sind: Sechs Menschen tragen braune Gewänder, einer aber ist weiß und hellblau gekleidet … Das ist doch ein Ägypter, oder?

Stimmt. Und die anderen sind dann … genau: Das sind die Nachfahren der zwölf Söhne Jakobs.

In Ägypten sind sie zu einem großen Volk geworden und werden Israeliten oder Hebräer genannt.

Es läuft nicht so gut für die Israeliten, wie man auf diesem Bild sieht.

Die Bibel erzählt uns, dass die Israeliten in Ägypten zu Sklaven gemacht wurden. Sie mussten für den Pharao, den König von Ägypten, Ziegel aus Lehm herstellen und Städte bauen.

Und der Ägypter auf dem Bild, das ist der Aufseher, der die Israeliten zur Arbeit antreibt: „Schneller, ihr hebräischen Faulpelze!“ ruft er.

Ahira, hinter ihm Bezaliel, Josua, Kaleb, Aaron, der Aufseher, hinter ihm Oholiab

Ahira ist wütend, aber Aaron geht dazwischen: „Wir werden uns bemühen, Herr!“ sagt er. Aaron weiß: Wenn die Israeliten sich gegen die Ägypter auflehnen, dann wird es nur schlimmer werden.

Den Sohn des Pharao erkennt man mühelos, denke ich. Wer die Ägypter rechts sind, das erkläre ich später

Jetzt kommt der Sohn des Pharaos zur Baustelle. Er überprüft im Namen seines Vaters, des Königs über Ägypten, wie gut die Bauarbeiten laufen.

Der Aufseher verbeugt sich vor dem Sohn des Pharaos und versichert: „Wir werden noch strenger gegen die hebräischen Sklaven vorgehen. Wenn du das nächste Mal kommst, dann werden wir mit dem Bau der Städte fertig sein.“

Im Palast

Der Sohn des Pharao, Isisnofret, Lapis, Oseye und Tachat.

Im Palast des Pharao trifft der Sohn des Pharao seine Mutter Isisnofret. Die Mutter ist stolz auf ihren Sohn, doch dann …

Mose und seine Mutter Isisnofret

… ruft sie noch einen anderen jungen Mann herbei und begrüßt auch ihn: „Komm her, Mose! Geht es dir gut, mein Sohn? Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass du zu mir in den Palast gezogen bist!“

„Mose ist ein Hebräer, man hat ihn in einem Korb im Nil gefunden, er stammt von einem Sklavenvolk ab!“ tuscheln die Hofdamen.

„Er ist ein Ägypter, weil ich seine Mutter bin!“ sagt Isisnofret, dann winkt sie ihren Hofdamen und geht mit ihnen weg.

Die jungen Ägypter üben sich im Bogenschießen, während Mose nachdenkt. „He, Mose, willst du es nicht auch mal versuchen?“ fragt Rehema.

Und Sinuhe sagt: „Was geht in deinem Kopf vor, Mose?“

„Ich denke über die Götter nach,“ sagt Mose. „Wozu gibt es die Götter?“

Rehema sagt: „Wir opfern den Göttern und die Götter machen uns Ägypter reich und mächtig!“

„Sollten die Götter nicht für Gerechtigkeit sorgen? Sollten sie nicht dafür sorgen, dass alle Menschen frei sind?“ fragt Mose.

Rehema, Sinuhe, der Sohn des Pharao und Mose

„Ich weiß schon, warum du das fragst, Mose. Deine Leute, diese Hebräer, sind Sklaven. Sie sind nicht stark und haben keine starken Götter wie wir Ägypter!“ sagt Sinuhe.

Als Mose gegangen ist, sagt Rehema: „Mose mag mit uns im Palast aufgewachsen sein, aber er ist kein Ägypter.“

In einer Hütte der Hebräer

Mose, Jochebed und Mirijam

Was ist das? Mose ist zu Besuch bei einer hebräischen Frau und ihrer Tochter!

Mirijam, Mose, Jochebed, Yael und Hanna

Jochebed begrüßt Mose: „Mein Sohn! Schön, dass du uns besuchst!“

Er scheint dort öfters zu sein, auch die Nachbarskinder kennen ihn. Aber heute haben sie etwas Neues erfahren:

Yael fragt: „Was haben wir da gehört? Mose ist dein Sohn?“ „Das ist eine lange Geschichte,“ sagt Jochebed. Hanna sagt: „Erzähl sie uns!“

Kibiwe 2001

Jochebed erzählt:

„Damals lebte ein finsterer Pharao.

Wir Hebräer lebten schon lange in Eintracht mit unseren ägyptischen Nachbarn, doch der Pharao hatte Angst vor uns.

Er sagte: Die Hebräer sind unsere Feinde! Deshalb machte er uns zu Sklaven und unsere Männer mussten für ihn Städte bauen.

Außerdem befahl er, alle hebräischen Jungen, die geboren wurden, gleich nach der Geburt zu töten.“

Kibiwe 2001

Jochebed erzählt:

„Ich war mit Mose schwanger und als er geboren wurde, versteckte ich ihn drei Monate lang in meiner Hütte. Mirijam half mir dabei.

Aber dann wurde es zu gefährlich und wir konnten ihn nicht mehr beschützen.

Da nahm ich einen Korb, dichtete ihn mit Teer ab, legte meinen Sohn hinein, deckte den Korb zu, ging zum Nil hinab und setzte ihn dort im Fluss aus.“

Kibiwe 2001

Mirijam erzählt:

„Ich fühlte mich so hilflos und konnte es nicht ertragen, dass mein Bruder im Nil ausgesetzt wurde.

Mutter ging zur Hütte zurück, ich aber blieb dort am Nil.

Da kam die ägyptische Prinzessin mit ihren Hofdamen und ich versteckte mich im Schilf.

Die Prinzessin sah den Korb im Nil schwimmen und befahl ihren Hofdamen: Holt mir diesen Korb aus dem Fluss!“

Kibiwe 2001

Mirijam erzählt:

„Sie staunte nicht schlecht, als sie das Baby in dem Korb sah.

Die Hofdamen erkannten, dass es ein hebräisches Kind war, aber die Prinzessin rief: Das ist mein Baby! Ich will es behalten und niemand darf es töten.

Da sprang ich aus dem Schilf und sagte zu der Prinzessin: Gebieterin, brauchst du eine Amme für dieses Baby, die es stillen und großziehen kann?“

Wir haben das ganz modern inszeniert. Mose ist nicht begeistert, dass Mutter seine Geschichte erzählt.

Mirijam erzählt:

„Ich holte schnell Mutter aus der Hütte und stellte sie der Prinzessin vor.

Die Prinzessin sagte zu unserer Mutter: Ich bin froh, wenn du für dieses Baby sorgst. Wenn er drei Jahre alt ist, dann soll er zu mir in den Palast ziehen, denn er ist mein Sohn.

Ich gebe ihm den Namen Mose, denn aus dem Nil habe ich ihn gezogen.“

Screenshot aus dem Video von Harald Renz

Hanna und Yael hat die Geschichte gefallen.

Sie fragen: „Wer bist du, Mose? Bist du ein Ägypter oder ein Israelit?“

Ahira, der Vater von Yael und Hanna, kommt.

„Ah, der Ägypter mischt sich mal wieder unter das Volk,“ sagt er zu Mose.

Dann geht er mit seinen Töchtern nach Hause.

Aaron ist auch von der Arbeit an der Baustelle nach Hause gekommen. Er ist der Bruder von Mirijam und, wie wir jetzt wissen, der Bruder von Mose.

Mose fragt ihn: „Glaubst du an die Götter, Aaron?“

Aaron ist müde von der Arbeit, aber Mirijam gibt Mose eine Antwort:

„Wir glauben nicht an Götter, Mose. Wir glauben an einen einzigen Gott, den Gott unserer Väter Abraham, Isaak und Jakob. Er hat sich unseren Vätern offenbart und ihnen versprochen uns zu beschützen.“

„Tut er das auch jetzt, dieser Familiengott, oder ist er nur zu schwach um euch zu beschützen?“ fragt Mose.

„Er beschützt uns, Mose, denn du bist ein Hebräer, vergiss das nicht. Er wird uns retten, unser Gott, ich glaube fest daran,“ sagt Mirijam.

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Der Herr ist mein Hirte - Die Geschichte von König David

Was macht einen guten König aus?

Weihnachten-im-Lockdown, Tag 25

David hat viele Söhne und Töchter. Auch seine Frau Batseba hat ihm einen Sohn geschenkt: Salomo. „Komm her, mein Sohn Salomo,“ sagt David, „setz dich zu mir.“

Salomo fragt: „Wer wird einmal König nach dir, Papa?“ David antwortet: „Du wirst einmal nach mir König sein, Salomo. Von allen meinen Söhnen bist du derjenige, der ein guter König sein wird.“

„Aber wie wird man ein guter König, Papa?“ fragt Salomo. „Du weißt doch, was ein Hirte macht, oder?“ fragt David zurück. „Ein Hirte passt auf die Schafe auf, dass ihnen nichts passiert,“ antwortet Salomo. „Und was macht dann ein König?“ fragt David noch einmal. Salomo antwortet: „Der passt auf die Menschen auf, dass ihnen nichts passiert.“

Salomo fragt weiter: „Könige sind mächtig. Dürfen sie alles tun, was sie wollen?“ „Wer ist der König der Welt?“ fragt David zurück. „Gott ist der König der Welt,“ antwortet Salomo. „Gott müssen die Könige und Mächtigen gehorchen. Wenn wir uns nicht an die Gebote Gottes halten, warum sollten es dann die Menschen tun?“ sagt David.

Und David betet: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen? Nur eines erbitte ich vom Herrn: Im Hause des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens.“

Eines Tages werden wir wieder richtig Kibiwe feiern!

Nach David wurde Salomo König über Israel und über 400 Jahre regierten in Jerusalem Könige, die aus dem Hause Davids waren. Das war damals gar nicht so oft der Fall.

David ist der große Held des AT und bis zum heutigen Tag gilt seine Herrschaft als eine Zeit des Friedens und der Gerechtigkeit, als das goldene Zeitalter Israels.

Tatsächlich wissen wir nicht, welche Namen man so als Philister hatte. Deswegen sind die Namen „Albert“ und „Erol“ als Namen für Philister so gut wie alle anderen.

Damit ist die Geschichte von David hier zu Ende erzählt. Wenn du magst, kannst du dir folgende Datei herunterladen und ausmalen:

Damit ist auch die Reihe „Weihnachten-im-Lockdown“ beendet, aber die Beiträge auf dieser Seite werden weitergehen!